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Ein Buch-Blog

Herzlich Willkommen auf meinem Buch-Blog. Ich habe mich entschieden, hier ausschließlich Werke von Autorinnen vorzustellen, um Schriftstellerinnen zu unterstützen und die weibliche Perspektive, vorhandene Diversität und interessante Frauenfiguren besser sichtbar zu machen. Wie schön, dass ihre Bücher so unterschiedlich und vielseitig sind wie die Frauen, die sie schreiben!

Daher hoffe ich, dass es Dir niemals langweilig wird, zeitgenössische oder andere, womöglich ein wenig in Vergessenheit geratene, Schriftstellerinnen gemeinsam mit mir zu entdecken.

„Virginia Woolfs Garten“ von Caroline Zoob und Caroline Arber

In diesem wunderschönen Bildband beschreibt Caroline Zoob, die selbst zehn Jahre in Monks House wohnte, wie Virginia und Leonard Woolf zu ihrem Landhaus kamen, wie sie sich einrichteten und ihr gemeinsames Leben dort verbrachten. Sie berichtet nicht nur über die Renovierungen der Wohnräume, sondern vor allem vom Anlegen des Gartens, der zuvor nur eine Wiese…

„Mein letztes Jahr der Unschuld“ von Daisy Alpert Florin

Isabel ist Jüdin und studiert Literatur im letzten Jahr. Ihre Hausarbeit schreibt sie über Edith Whartons „Zeit der Unschuld“. Sie genießt das Leben mit ihren Freundinnen Kelsey und Debra in ihrer Dreier-Wg, hat wechselnde Freunde und wechselnden Sex, auch welchen, von dem sie nicht wirklich überzeugt ist, dass er gut war, und ob sie ihn…

„Das Erbe“ von Vita Sackville-West

In dieser kleinen Novelle erzählt die Autorin die Geschichte eines kleinen Versicherungsangestellten, der von seiner Tante ein großes altes Anwesen erbt, das heruntergekommen und überschuldet ist und das er nun mit Hilfe einiger geschäftstüchtiger Makler zum Verkauf anbietet. Als er aber das Gebäude, den Park und die Ländereien das erste Mal betritt und einige Zeit…

„Yellowface“ von Rebecca F. Kuang

Ein Buch über Rassismus, kulturelle Aneignung und white supremacy, das durch eine geschickte Perspektivwahl ohne Anklagen, Larmoyanz oder Betroffenheitsbekundungen auskommt und dennoch ein grandioses Unbehagen bereitet, das ist schon ziemlich genial. In dieser Geschichte geht es um June Hayward, die nach dem Tod ihrer Freundin und Bestsellerautorin Athena Liu ihr Manuskript an sich nimmt, es…

„Kummer aller Art“ von Mariana Leky

Dieses wunderbare Buch enthält Texte, die Mariana Leky zunächst in einer Psychologie-Zeitschrift veröffentlicht hat. Sie lassen sich ganz leicht hintereinander weglesen, denn das Personal ihrer Geschichten wiederholt sich, da es sich aus wiederkehrenden Familienmitgliedern, Freunden oder Nachbarn zusammensetzt. In ihren Geschichten geht es viel um menschliche Ängste, um Schlaflosigkeit, Zwänge, Altern, Panikattacken oder die Wut,…

„Katja“ von Brigitte Reimann

In diesen „Erzählungen über Frauen“ zeigt sich die Autorin Brigitte Reimann als frühe und vehemente Feministin, auch wenn sie sich selbst womöglich nicht so bezeichnet hätte. Es geht in diesen Werken, die sie teilweise mit 15 Jahren schrieb, um verschiedene Frauenschicksale, ein sechzehnjähriges Mädchen, eine Sklavin um 80 v.Chr., eine Studentin und andere. Es geht…

„Einige Männer sagten etwas dazu“ von Nicole Seifert

Dieses großartige Buch hat schmerzlich im Literaturbetrieb gefehlt und es schließt eine Lücke, die erstaunliche 50 Jahre lang geklafft hat. Nicole Seifert zieht in ihrem Buch über die Autorinnen der Gruppe 47 die vergessenen Schriftstellerinnen aus dem Schatten der alten patriarchal-chauvinistischen männlichen Autoren der neuen Bundesrepublik.  Sie zeigt die strukturelle, semantische und psychologische Herabwürdigung weiblichen…

„Am Meer“ von Elizabeth Strout

Corona bricht aus in New York und in das Leben der Schriftstellerin Lucy ein und ihr Ex-Mann William, ein Wissenschaftler, überredet sie, die Stadt so schnell wie möglich zu verlassen. Sie verbringen gemeinsame Monate in einem alten Haus am Meer in Maine, während ihre gemeinsamen Töchter ebenfalls aufs Land ziehen. Die Abgeschiedenheit und Einsamkeit vermitteln…

„Mühlstein“ von Margaret Drabble

Eine wunderbar widersprüchliche Protagonistin, die ihre distanzierte Ambivalenz gegenüber Schwangerschaft und Muttersein kultiviert, bis sie ihre neugeborene Tochter im Arm hält. „Ich glaube nicht an Prinzipien. Ich glaube an den Instinkt, und zwar aus Prinzip.“ Rosamund ist eine junge Intellektuelle, die sich lieber mit Elisabethanischer Dichtung als mit Sex beschäftigt und bei ihrem ersten Mal…

„Was der Morgen bringt“ von Eva Ibbotson

Wenn es den perfekten Roman geben sollte, dann wäre das wohl dieser hier. Eva Ibbotson (1925-2010) war eine in der Kindheit aus Österreich nach England emigrierte britische Schriftstellerin. In diesem Buch flieht die Intellektuelle jüdische Familie von Ruth Berger nach England und muss die junge Frau allein zurücklassen. Ein englische Gelehrter eilt ihr zu Hilfe,…

„Issa“ von Mirrianne Mahn

Die junge Issa, die in ihrem fünften Lebensjahr von Kamerun nach Deutschland kam, um mit ihrer Mutter und ihrem neuen deutschen Mann zu leben, ist schwanger und kehrt nach Kamerun zurück. Sie möchte mit Hilfe verschiedenster Rituale die Geister versöhnlich stimmen, um eine unkomplizierte Schwangerschaft und Geburt zu erreichen. Sie ist deshalb uneins mit ihrem…

„Die Wellen“ von Virginia Woolf 

Lange bin ich um dieses Buch herumgeschlichen, denn es soll bekanntlich der Beste der „experimentellen“ Romane aus Virginia Woolfs Feder sein, der konsequenteste. Der Anspruchsvollste. Für mich ist er der Poetischste. Wie die Sonne in ihrem Lauf, vom Aufgang über das Ansteigen bis in den Zenit und dann das langsame Absinken, so werden auch die…

„Der Wald“ von Eleanor Catton

Eine Guerilla-Gardening-Gruppe lässt sich auf einen Deal mit einem Milliardär ein, um mehr Aufmerksamkeit und Repräsentabilität zu erreichen und nur einer merkt, dass es ein Pakt mit dem Teufel ist. Das Buch beginnt langsam mit der Vorstellung der Freundinnen Shelley und Mira, den organisatorischen Köpfen der Gruppe. Sie wohnen zusammen und werden durch eine ungleiche…

„Die Hoffnung der Chani Kaufmann“ von Eve Harris

Ehrlich gesagt war ich nach den ersten Seiten dieses Buches nicht sicher, ob es mir gefallen würde. Ich hatte das Vorgängerbuch nicht gelesen und war überwältigt von dem beschriebenen Chauvinismus und der Misogynie, die in der orthodoxen jüdischen Gemeinde Londons herrschen. Starre patriarchale Strukturen, egal welcher säkularen oder gläubigen Gemeinschaft, lösen in mir immer einen…

„Roger Fry – Eine Biografie“ von Virginia Woolf

Diese Biografie Roger Frys hat Virginia Woolf gegen Ende ihres Lebens 1940 verfasst und ihr ursprüngliches Vorhaben, eine experimentelle, impressionistische Abhandlung über den geschätzten Freund zu schreiben, hat sich angesichts der Fülle des Materials nicht durchziehen lassen. Dabei gibt es auch zahlreiche Auslassungen: sein Verhältnis mit Virginia Woolfs Schwester Vanessa Bell wird ebenso wenig thematisiert…

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„Das Leben ist kein Abgrund“ von Jean Stafford

Die Pulitzer-Preisträgerin Jean Stafford (1915-1979) breitet in ihren preisgekrönten Storys sehr unterschiedliche Leben vor uns aus. Dabei wirf sie immer nur ein kurzes Schlaglicht auf eine Situation, die Erinnerungen und innere Regungen provoziert, und ihre Protagonist*innen kurz und prägnant aufleuchten lässt, bevor sie in ihr dunkles Leben zurückfallen. Ganz besonders gut gefiel mir die Geschichte…

„Mary“ von Anne Eekhout

Mary Shelley, von Geburt an Waise, da ihre berühmte Mutter, die Frauenrechtlerin Mary Wollestonecraft, im Kindbettfieber starb, verbringt mit ihrem Mann Percy Shelley, ihrer Stiefschwester Claire und Lord Byron sowie seinem Arzt John einen Sommer am Genfer See. Die Schilderung dieser trinkfreudigen Kommune, in der ihr Roman „Frankenstein“ erste Gestalt annahm, wechselt sich ab mit…

„Vor aller Augen“ von Martina Clavadetscher

Ein wunderbares „Kunst-Buch“ voller origineller Perspektiven und sprachlicher Spielereien! In diesem Werk erdichtet die Autorin die Persönlichkeiten hinter den weiblichen Porträts der großen Meister. Sie gibt den Modellen einen Namen und ein Leben, eine eigene, unvergleichliche Stimme. Und in chronologischer Folge lernen wir so beispielsweise die gefeierte Malerin Christine Kaufmann, eine nach Frankreich verpflanzte ehemalige…

„Der Klang der Erinnerung“ von Jo Browning Wroe

Ich habe es geliebt, dieses Buch. Von der ersten Seite an hat mich die Geschichte von William gefesselt, der eigentlich eine etwas egozentrische Persönlichkeit zu haben scheint und gleichzeitig liebenswert ernsthaft an die Dinge herangeht. Schon als kleiner Junge verwöhntes, geliebtes Einzelkind und Halbwaise, lernt er im Gesangsinternat wahre Freundschaft kennen, als er dort auf…

„Die Kunst des Fallens“ von Danielle McLaughlin

Eine Frau in der Krise – ziemlich effektiv stürzt uns die Autorin direkt in das Lehrergespräch von Nessa mit Miss Thompson, der Klassenlehrerin ihrer Tochter Jennifer, und sofort geht es ans Eingemachte: Jennifer mobbt ihre ehemals beste Freundin Mandy, weil ihr Vater, Nessas Ehemann Philip, mit Mandys Mutter Cora eine Affäre hatte. Alle Welt weiß…

„Geschichte eines Kindes“ von Anna Kim

Der unehelich Sohn der jungen Carol, der 1953 in Amerika geboren wird, wirft Fragen nach der Herkunft des Vaters auf. Carol verwickelt sich in Widersprüche und wir folgen den Einträgen des Sozialamtes, dessen Mitarbeiterinnen wild über seine Abstammung und Ethnizität spekulieren. Indianische oder polnische Herkunft oder hat das Kind nicht doch eher negroide Züge?Der kleine…

„Die Sonne so strahlend schwarz“ von Chantal-Fleur Sandjon

Ein Vers-Roman, packend und poetisch, neu und altmodisch in seiner an Jamben und Hexametern orientierten Gestalt, erzählt er ganz modern die uralte Geschichte der Liebe. Die biethnische Protagonistin Nova ist mit ihrer Mutter und ihrem Bruder Cosmos aus häuslicher Gewalt vor dem weißen Vater geflohen. Im Haus einer Freundin beginnt sie ihr neues Leben zwischen…

„Strega“ von Johanne Lykke Holm

Neun Mädchen in einem Hotel in den Bergen. Sie werden ausgebildet und werden gezüchtigt, an diesem merkwürdige verlassenen Ort oberhalb der Stadt Strega, was auf Italienisch „Hexe“heißt, zwischen Nonnenkloster und gefährlich spiegelndem See. Sie wurden von ihren Familien geschickt, um zu guten Haus- und Ehefrauen zu werden. Da spielt es keine Rolle, dass im Hotel…

„Welt der Wunder“ von Aimee Nezhukumatathil

Von Seenüssen, die tausende von Regenbögen unter Wasser erzeugen können, Vampir-Tintenfischen, die Meeresschnee essen, Glühwürmchen, die synchron pulsieren wie in einem geheimen Code oder den großen Blättern des Catalpa-Baumes, hinter dem sie ihr BiPOC-Kindergesicht verstecken konnte, davon erzählt die Autorin in wunderhübschen kleinen Anekdoten in diesem Buch. Es sind meist wenige Seiten, die sie einem…

„Zami. Eine neue Schreibweise meines Namens“ von Audre Lorde.

„Zami. Auf Carriacou ein Name für Frauen, die als Freundinnen und Liebende zusammenhalten.“ Audre Lorde berichtet in diesem Memoir offen, authentisch und immer wieder sehr poetisch über ihre Kindheit im Harlem der Dreißiger Jahre, ihre Jugend in den Vierziger und ihre Entwicklung zu der schwarzen, lesbischen Kämpferin, die wir in ihren Büchern entdecken können, in…

„Die Odyssee“ von Lara Williams 

Ein seltsamer, fremder und befremdlicher Roman über Orientierungslosigkeit und Selbstwertverlust, der an Bord eines Kreuzfahrtschiffs spielt, auf dem Ingrid und ihre Freunde zur Crew gehören. Es bleibt vieles im Ungefähren, während man Ingrid bei ihrem alltäglichen Schichtdienst zunächst im Bord-Shop und später im Nagelstudio folgt. In ihrer Freizeit hängt sie mit Mia und Ezra ab…

„Am liebsten sitzen alle in der Küche“ von Julia Karnick

Almut, die frisch geschiedene Hausfrau, kocht gern und richtet ihre kleine Wohnung, die sie nach der Scheidung bezieht, wie in „Schöner wohnen“ ein. Tille, alleinerziehende Urologin, die sich auf Männerpenisse spezialisiert hat, um ihre Eltern zu ärgern, muss sich mit einer Anzeige des unsympathischen Syphilis-Verbreiters Frederik herumschlagen. Yeliz, superassimiliertes „Ausländerkind“ und erfolgreiche Werbefachfrau setzt sich…

„Lehne deine Einsamkeit sanft an meine“ von Klara Hveberg

Eine Liebesgeschichte zwischen Mathematikern kann nur etwas ganz Besonderes sein. So besteht  dieser Roman aus  unzähligen Textfragmenten, die Klara Hveberg zu einer Art geometrischen, künstlichen Figur zusammensetzt, dieser etwas anderen Liebesgeschichte, die sie  auch als Einsamkeitsgeschichte bezeichnet. Rakel ist nicht nur Mathematikerin, sie ist Musikerin und liebt die Sprache und Literatur. Zudem leidet sie an…

„Linden Hills“ von Gloria Naylor

Die Amerikanische Autorin Gloria Naylor (1950-2016) stand in der Tradition von Ann Petry und Toni Morrison und gewann den American Book Award und den National Book Award mit ihren Büchern über die Black Community.  In diesem Roman schreibt sie über die Freunde Lester und Willie, die in den Achtziger Jahren in Linden Hills, einem Wohngebiet…

„Double booked – wenn die Liebe zweimal kommt“ von Lily Lindon

Ein absolut umwerfender Roman. Witzig, spannend und auch mal traurig. Ein ständiges dramatisches Auf und Ab, denn nichts Geringeres als die sexuelle Identität einer bisexuellen Musikerin wird hier verhandelt. Und das ist kompliziert und liest sich lustig, rührend, ironisch, streckenweise überspitzt und sehr empfehlenswert. Georgina ist seit sieben Jahren mit ihrem Freund Doug zusammen, als…

„Die leise Last der Dinge“ von Ruth Ozeki

Ein interessantes Konstrukt ist dieser Roman, der dieses Jahr mit dem Womens Prize for Fiction ausgezeichnet wurde und in dem das Buch, das wir lesen, in einen Dialog mit seiner Haupt-Figur tritt. Benny, dessen japanischstämmiger Vater, Jazzmusiker und große Liebe von Bennys Mutter, tot ist, hört Stimmen und seine Geschichte wird durch dieses Buch erzählt,…

„Was wir mit uns tragen“ von Amanda Gorman

In diesem eindrucksvollen Band sind die neuesten Gedichte der Ausnahmelyrikerin Amanda Gorman versammelt. Sie ist eine Art Shooting-Star der amerikanischen Schwarzen Lyrik geworden, seitdem sie eins ihrer Gedichte zur Inaugurationsfeier von Joe Biden 2021 vortragen durfte. Hier finden sich nun die zeitgemäßen Pandemie-Gedichte mit ihren eindringlichen Bildern von Isolation und innerem Rückzug. Doch es bleibt…

„Alles was bleibt – Mein Leben mit dem Tod“ von Sue Black

Sue Black ist forensische Anthropologin und sie hat ein wunderbares, lehrreiches und tatsächlich sogar unterhaltsames Buch über ihre Arbeit mit den Toten geschrieben. Darin lässt sie uns an ihrem eigenen Anatomie-Präpkurs genauso teilhaben wie an den Todesfällen in ihrer Familie und ihren persönlichen Gedanken zum Thema Sterben und Tod. Sie stellt uns den noch lebenden…

„Die Hundert Jahre von Lenni und Margot“ von Marianne Cronin

Was für ein wundervolles Buch! So liebevoll wie hier ist wohl selten vom Sterben erzählt worden. Lenni ist siebzehn und trifft auf der Palliativstation Margot, die dreiundachtzig ist und ebenfalls unheilbar krank. Sie treffen sich in der Kunsttherapie und beginnen, ihre Leben in Bildern zu erzählen und dabei lernen sie sich gegenseitig und wir Leser*innen…

„Die Liebenden von Bloomsbury -Virginia und die neue Zeit“ von Stefanie H. Martin

Als ich mich zuletzt an einen historischen Roman über eine meiner Lieblingsautorinnen (Jane Austen) gewagt habe, wurde ich ziemlich enttäuscht. Skepsis ist ein gnadenloser Euphemismus für das Gefühl, mit dem ich nun diesen ersten Band einer Trilogie über die Bloomsbury-Frauen beäugte. Es geht immerhin um Virginia Woolf, eine meiner Schrifstellerinnen-Ikonen! Aber ich konnte einfach nicht…

„Atemschaukel“ von Herta Müller

In diesem eindrucksvollen Werk erzählt die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller die Geschichte eines jungen Mannes, der kurz vor Kriegsende 1945 im Alter von 17 Jahren aus Rumänien nach Russland verschleppt wird und fünf Jahre im Zwangsarbeitslager verbringen muss. Dieser Roman ist mit den Erinnerungen Oscar Pastiors angereichert und der Erinnerung an ihre aus dem Arbeitslager entkommenen…

„Es hört nie auf, dass man etwas sagen muss“ von Antje Rávik Strubel

In diesen Texten, die teilweise überarbeitete Vorträge, Essays oder Artikel sind, die zwischen 2003 und 2022 entstanden, zeigt sich Antje Rávik Strubel unnachgiebig reflektiert in Fragen der Sprache, der Identität, der Gesellschaftskritik. „Vielleicht gefällt mir daran vor allem, dass das * kein Wort ist, keine Benennung im herkömmlichen Sinne, kein weiteres Label, das ein Leben…

„Intimitäten“ von Katie Kitamura

Die ganze Welt erscheint in diesem beeindruckenden Roman fremd, voll versteckter Demütigung und Zwang zu sein. Nicht nur im internationalen Gerichtshof, wo die Protagonistin als Übersetzerin arbeitet, auch hinter der gemütlichen Fassade Den Haags, auch in der Kunst, in Beziehungen, in Freundschaft. Es ist ein ruhiges Buch, dessen Bedrohlichkeit sich subtil und unausgesprochen zwischen den…

„Schiffsfieber“ von Andrea Barrett

In diesen meisterhaften Erzählungen, die u.a. mit dem National Book Award ausgezeichnet wurden, verknüpft die Autorin die großen Namen historischer Forscher wie Carl Linné, Mendel oder Darwin mit fiktiven Einzelschicksalen auf sowohl literarische als auch lehrreiche Art und Weise. Dabei nimmt sie beispielsweise die Perspektive der Enkeltochter eines Freundes von Mendel ein, oder die zweier…

„Die karierten Mädchen“ von Alexa Hennig von Lange

Dieses Buch lässt mich sehr zwiegespalten zurück. Einerseits bin ich der Meinung, dass Bücher zu Mitläufertum des Nationalsozialismus, wie es in unserem Land gang und gäbe war, wichtig und mutig sind, und einer besonderen literarischen Form bedürfen. Zudem finde ich die Grundkonstellation spannend, da die Rahmenhandlung mit den auf Kassette aufgenommenen Erinnerungen der Großmutter real…

„Herr Göttrup setzt sich hin“ von Sharon Dodua Otoo

Was für ein Freude, in diesem schmalen Büchlein Ada wiederzubegegnen, die ich aus dem fantastischen Roman „Adas Raum“ kannte. Ebenso die Körperlose Erzählstimme einer Kraft, die ihre Form wechseln kann. „Manchmal wache ich auf und denke: Heute bin ich ein Ei.“ Die Ähnlichkeiten zu diesem Buch sind nicht zu übersehen, denn diese Kurzgeschichte ist gewissermaßen…

„Freie Liebe“ von Tessa Hadley

Tessa Hadley geht in diesem Roman gleichzeitig unbarmherzig und nachsichtig mit ihren Figuren um, setzt ihre sympathischen ebenso wie ihre unsympathischen Eigenschaften zusammen zu den eindrücklichen Charakteren, die dieses Buch ausmachen: Phyllis Fisher, eine äußerst angepasste Vorstadtmutter, führt mit ihrem im Außenministerium angestellten Ehemann und ihren Kindern Hugh und Colette ein Vorort-Dasein in Bürgerlichkeit, in…

„Weißdornzeit“ von Melissa Harrison

Dieses ruhige Buch ist eine Ode an die Natur! Es beschreibt in wunderbaren Bildern Felder, Wälder und Wiesen rund um das kleine Örtchen Lodhill und das einfache Leben auf dem Land, das in unseren modernen Zeiten immer schwieriger wird. Dabei wählt Harrison sehr unterschiedliche Perspektiven, die sich zu einem mehrstimmigen Ganzen ergänzen und den kaum…

„Violeta“ von Isabel Allende

Wenn Isabel Allende zu erzählen beginnt, dann senkt sich, ob ich will oder nicht, eine ehrfürchtige Stille über meinem Inneren herab und ich folge ihren Worten, als lauschte ich einem Märchen, als säße ich auf dem Schoß meiner Großmutter, die eine Gute-Nacht-Geschichte erzählt. Dieser Effekt wird dadurch verstärkt, dass in diesem Roman eine Großmutter tatsächlich…

„Illusionen“ von Ruth Rehmann

Als Strohuttragender Fensterputzer nähert sich die auktoriale Erzählstimme dem gläsernen Kosmos, in dem die vier Protagonist*innen dieses Romans von Ruth Rehmann arbeiten, vom Fensterputzer beobachtet, analysiert und seziert. Diese ersten Seiten ihres Buches beginnt die Autorin mit der Beschreibung des harten, modernen Büro-Gebäudes, des Arbeitsplatzes ihrer Figuren, und stimmt damit auf ihren besonderen Ton in…

„Eine Feder auf dem Atem Gottes“ von Sigrid Nunez

Zerissenheit, Identität, Heimat und Familie, das sind die großen Themen in diesem autobiografischen Roman von Sirgrid Nunez.  Ein erstes Kapitel widmet sie ihrem chinesischstämmigen Vater, der den Namen seiner hispanisieren Mutter annahm. Er war ein kleiner, verschlossener, arbeitsamer Mensch, der vom Leben im Allgemeinen und seinen Töchtern im besonderen enttäuscht schien. Das zweite Kapitel ist…

„Hotel Seattle“ von Lily King

Sie ist eine außergewöhnliche Erzählerin und in der Kurzform dieser Geschichten, die im neuen Buch von Lily King versammelt sind, hat sie beinahe Perfektion erreicht. Hier gelingt es ihr, mit wenigen Strichen Figuren zu skizzieren, die in kurzweiligen Dialogen an Konturen gewinnen.  Ganz besonders mochte ich die Geschichte des introvertierten Buchhändlers Mitchell und seiner Angestellten,…

„Die Definition von Glück“ von Catherine Cusset

Cover und Titel haben mich bei diesem Buch vollkommen in die Irre geführt. Ich erwartete einen fröhlichen Sommerroman über zwei sich wieder findende Schwestern. Und ich bekam zwei nebeneinander her laufende Leben, eines geprägt von bürgerlicher Moral, eines von sexueller Freizügigkeit, die in Vergewaltigung und häusliche Gewalt führt. Alles beginnt auf der Beerdigung von Clarisse,…

„Dieser Beitrag wurde entfernt“ von Hanna Bervoets

Ein leichtgewichtiges Buch mit schwerem Inhalt. Es sind nur 100 Seiten und mehr braucht es nicht, das Thema zu beleuchten: Was passiert mit Menschen, die täglich gefährlichen, gewalttätigen, pornografischen Kontent aus dem Netz fischen und löschen? Wie geht das Gehirn damit um, dieser Flut an entstellter und entstellender Information ausgesetzt zu sein, ohne psychologische oder…

„Freundin bleibst du immer“ von Tomi Obaro

Ein wunderbarer Roman über Frauenfreundschaft und Sisterhood. Er spielt in Nigeria, wo drei alte Freundinnen sich anlässlich der Hochzeit einer ihrer Töchter nach langer Zeit wieder treffen. Das Buch ist in drei Teil eingeteilt, die mit der Ankunft und der Vorstellung der Personen beginnt. Dabei lässt uns die Autorin tief in eine bunte und lebhafte…

„Rosie“ von Rose Tremain

In diesem schmalen Band berichtet die große alte Dame der englischen Literatur von ihrer Kindheit und Jugend, und wie sie die Ablehnung ihrer Mutter überwinden musste, um sich und ihre Begabung und Passion fürs Schreiben zu finden. Zu ihrem Vater, einem Schriftsteller und Dramatiker, der die Familie verließ, als Rose zehn Jahre alt war, konnte…

„Yinka, wo bleibt dein Date?“ von Lizzie Damilola Blackburn

Eine Schwarze Bridget Jones? Ich hatte mir einiges davon versprochen, aber naja, überzeugen konnte mich dieser Entwicklungsroman nicht richtig. Positiv empfand ich das ganze Setting der Geschichte: Yinka ist eine moderne Londonerin mit nigerianischen Wurzeln, die in einer Investmentbank arbeitet, sich mit diversen weißen Kolleg* innen ebenso trifft wie mit Schwarzen Freundinnen und ihrer Familie.…

„Eine gefährlich Frau“ von Sonia Purnell

Ein Sachbuch, das sich beinahe liest, wie ein Roman! Sonia Purnell gelingt es in diesem exzellent recherchierten Werk, sowohl die komplexe politische Situation Frankreichs, Englands und der USA während des zweiten Weltkrieges darzustellen, aber auch diese junge, unerschrockene Person namens Virginia Hall abzubilden, die nach dem Verlust eines Beines dennoch die effektivste Spionin im besetzten…

„Ich glaube, ich liebe niemanden mehr“ von Francoise Sagan

Ein Tagebuch von Francoise Sagan: wie spannend! Diese weiblichen Nacktzeichnungen: völlig unpassend! Dieses Buch mit dem schönen Cover hat mich sehr zwiegespalten zurückgelassen. Die zweiundzwanzigjährige skandalöse und elegante Jungautorin Francoise Sagan, die sich gerne an der Geschwindigkeit ihres Aston Martin berauschte, hatte 1957 einen Autounfall und schwebte einige Tage aufgrund eines Schädelbruchs, zahlreicher Frakturen und…

„Hätte ich dein Gesicht“ von Frances Cha

Dieses Buch hat mich wirklich schockiert. Ich wusste nicht, dass es in Korea solche Parallelwelten gibt. Dass junge Frauen sich die Kiefer brechen lassen, um schön zu sein, viele junge Frauen, die davon träumen, reich und berühmt zu werden, die sich diese OPs gar nicht leisten können und durch die Schulden ihr Leben lang an…

„Am Rande der Glückseligkeit“ von Bettina Baltschev

Ein Sachbuch über den Strand, was kann es im Sommer schöneres geben? Allerdings geht es weder um biologische Vielfalt noch um Artensterben. Die Autorin wählt eine völlig andere Herangehensweise an diesen Sehnsuchtsort. Sie erklärt uns diese Küstenabschnitte aus einer kulturhistorischen Perspektive heraus und geht der Begeisterung der Menschen für die sandigen oder steinigen Landstreifen nach.…

„Was das Leben kostet“ von Deborah Levy

Ich liebe Deborah Levys Bücher einfach! Dieses autobiografisch inspirierte Buch über eine Frau um die Fünfzig, die den Neuanfang meistert, wartet mit überraschenden Einblicken, schönen Bildern und einer ständigen Reflexion des eigenen und des schreibenden Ichs auf. Es stellt die Fragen nach der weiblichen „Phantomrolle“ im Leben, im Buch, im Film und formuliert das Bedürfnis,…

„Ich und Jimmy“ von Clarice Lispector

„Die Zukunft, die wir hier eröffnen wollen, ist eine Schnur aus Metall. Etwas vorsätzlich Reduziertes. Von unserem ganzen Leben wird nichts anders bleiben, als diese Schnur.“ Es ist, als lebe die Autorin noch immer unter uns und als habe sie mit diesem ersten Satz einer ihrer großartigen Kurzgeschichten die aktuelle gesellschaftspolitische Situation unserer Zeit vorausgeahnt.…

„Writers & Lovers“ von Lily King

Ein Buch über das Schreiben, das Leben und das Lieben. Insbesondere ein Buch über das Autorinnen-Sein, die Misogynie und die Abwertung, die Bagatellisierung durch männliche Schreibkollegen. Casey hat einen Haufen Schulden, kellnert und ihre Mutter ist kürzlich gestorben. Trauer und Existenzängste treiben sie in summende Panikattacken und auch mit den Männern scheint sie nicht gerade…

„Städte aus Papier“ von Dominique Fortier

Was für ein wundervolles Buch! „Emily, Blütenherz“, so nennt Dominique Fortier die rätselhafte  Dichterin, der sie sich in diesem meisterhaften Text zu nähern sucht. Ein Text, der zwischen den erdichteten Papierwelten Emily Dickinsons und denen, die die Autorin für sie erfindet, schillert, wie ein Schmetterlingsflügel und ebenso leicht daherkommt. Dabei benötigt es Mut und Einfühlungsvermögen,…

„Die letzten Strahlen eines Sterns“ von Amanda Lee Koe

Dies ist ein Buch für Kinofans, das zwischen Hollywood, Paris und Berlin die Karrieren der drei Filmdiven Anna May Wong, Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl auffächert. Dabei werden tiefe Einblicke in die Filmindustrie der Weimarer Republik und Nazizeit gewährt. Beispielsweise durch Anekdoten vom Dreh Leni Riefenstahls „Tiefland“, der wie eine Flucht vor der Realität wirkt…




„Eine Rose allein“ von Muriel Barbery

Rose, die ihren japanischen Vater nie kennengelernt hat, fliegt nach Kyoto zu seiner Testamentseröffnung. Sie fühlt sich fremd, allein, einsam, da ihre Mutter und die geliebte Großmutter auch bereits verstorben sind. Paul, der Assistent ihres Vaters, führt sie, einer genauen Anweisung folgend, tagelang durch Stadt, Restaurants und Sehenswürdigkeiten, bevor sie am Ende der Woche zum…


„Fishergirl‘s Luck“ von Sharon Gosling

Diesen sommerlichen Feel-Good-Roman habe ich sehr gerne gelesen, obgleich die Handlung vom ersten Kapitel an vorhersehbar war. Dennoch folgte ich Anna gerne nach Crovie, einem winzigen Ort an schottischer Küste, wo sie nach ihrer Trennung ein Haus gekauft hat. Anna ist Ende Dreißig und Sterneköchin und findet sich in unwirtlicher Landschaft in einem winzigen Haus…


„Die kleine Buchhandlung im alten Postamt“ von Rachael Lucas

Wer es leid ist, ständig von schlechten Nachrichten überrascht zu werden, dem kann ich diesen Feel-Good-Roman durchaus empfehlen: Hannah ist die fünfunddreißigjährige Mutter eines Teenagers, die ihr Leben bisher ganz der Familie gewidmet hat. Ihr Mann Phil, mit dem sie seit ihrem neunzehnten Lebensjahr verheiratet ist, arbeitet viel und ist kaum zu Hause. Sohn Ben…


„Gartenkünstlerinnen“ von Editha Weber

Sommerzeit ist Gartenzeit. In diesem hübschen Band stellt uns die Autorin in drei Kapiteln drei gleichermaßen innovative und ungewöhnliche Frauen vor, die ihr Leben der Schönheit von Blumen widmeten. Gertrude Jekyll, die grande Dame der Gartenkunst, begann sich erst im Alter von dreiundvierzig Jahren mit dem Gärtnern zu beschäftigen, nachdem sie zuvor die Malerei ,…




„Amelia“von Anna Burns

Dies ist der Debütroman von Anna Burns, bereits 2001 erschienen und erst jetzt ins Deutsche übersetzt, und er hat es in sich. Denn was als Kindheits- und Jugendgeschichte von Amelia Lovett im Irland der unruhigen Sechziger Jahre beginnt, wächst sich zu einem Alptraum an Gewalt aus. Es ist die gruselige Selbstverständlichkeit, mit der aus kindlicher…



„Annie John“ von Jamaica Kincaid

Jamaica Kincaid(*1949), die große karibisch-amerikanische  Schriftstellerin, hat autofiktionale Werke geschrieben, bevor es das Genre des Memoirs überhaupt gab. In diesem Roman schildert sie die Jugendjahre von Annie, die sie mit ihrer Familie, ebenso wie Kincaid selbst, in Antigua verbringt. Als ihre Mutter sie im Alter von zwölf Jahren als „ junge Dame“ bezeichnet und sich…


„Liebesheirat“ von Monica Ali

Alles scheint sich in diesem Buch um die Hochzeit von Yasmin und Joe zu drehen und Monica Ali weist in einer Einführung darauf hin, wie sehr sie Jane Austen verehrt. Doch die Liebesgeschichte ist nur die äußere Verpackung für diese vielschichtige Story zweier sehr unterschiedlicher Familien im heutigen London. Yasmins Eltern sind Migranten aus Bangladesh,…

„Die ungeduldigen Frauen“ von Djaili Amadou Amal

In diesem Buch, das mit dem Prix Goncourt des Lycéens 2020 ausgezeichnet wurde, werden die miteinander verknüpften Geschichten dreier Frauen aus Kamerun erzählt. Dabei wird die Kinderehe und Polygamie thematisiert, die das strenge patriarchale System des Landes stützen und die Frauen unterdrücken. Ramla hat den höheren Schulabschluss gemacht und träumt davon, Apothekerin zu werden, ihre…





„Aber es wird regnen“ von Clarice Lispector 

In diesem Buch ist der zweite Teil der Kurzprosa der wiederentdeckten, ukrainisch-stämmigen brasilianischen Autorin Clarice Lispector  (1920-1977) versammelt. Ich kannte sie vorher nicht, doch ihre Kurzgeschichten haben mich sofort überzeugt. Humorvoll, dicht und prägnant begegnen wir beispielsweise ihrem kindlichen Ich, das in ihrer Bücherliebe schmerzhaft manipulierbar wird. Andere Texte begleiten schlaglichtartig erst Küsse, Fantasien, Überlegungen…



„Babettes Gastmahl“ von Tania Blixen

Auf diese Neuübersetzung von Tania Blixen im Manesse- Verlag habe ich mich sehr gefreut, es ist eine kurze Erzählung von etwas mehr als 60 Seiten, der ein Nachwort von Erik Fosnes Hansen folgt, das ebenso lang ist. Er ist ein berühmter norwegischer Schriftsteller, hat sich auch als Gastrokritiker hervorgetan, und dennoch muss ich ihm widersprechen.…

„The Quartet“ von Clare Mac Cumhaill und Rachael Wiseman

Zwei moderne Philosophinnen haben hier ein wunderbares Buch über verstorbene Philosophinnen geschrieben, um diesem Fach eine weibliche Perspektive abzuringen, es zurückzuholen in die Wahrnehmung und den Geist moderner junger Frauen. Und es ist beinahe so etwas wie ein Roman geworden, wären da nicht die zahlreichen Verweise, das Namedropping und die Anspielungen, die es zu einer…


„Anna In. Eine Reise zu den Katakomben der Welt“ von Olga Tokarczuk

Olga Tokarczuk ist eine großartige Erzählerin, zurecht mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet, und hier fabuliert sie ebenso lustvoll wie grotesk den 4000 Jahre alten Sumerischen Mythos der Göttin Inanna in eine moderne Dystopie um. Was für eine Gedanken- und Sprachfeuerwerk!  „Die Welt setzt sich aus Gesichtspunkten zusammen, und ich bin einer davon.Ich werde erzählen, von ihnen…



„Papyrus“ von Irene Vallejo

In diesem unvergleichlichen Sachbuch lässt die Autorin die Idee zur großen Bibliothek Alexandrias im Kopf des großen Eroberers, der angeblich auf einer Ausgabe der „Ilias“ schlief, entstehen und die Abgesandten der späteren ägyptischen Könige Bücher rauben und kaufen, Schiffe Kapern und Ernten vernichten, um die Büchergier zu befriedigen und diese Bibliothek zu füllen. Dabei verwebt…


„Aufsässige Leben, schöne Experimente“ von Saidiya Hartmann

Ein bereicherndes, abwechslungsreiches, unterhaltsam kluges und sehr lesenswertes Buch hat Saidiya Hartmann hier verfasst. Anhand von Archivaufnahmen erdichtet die Autorin die Leben abgebildeter Schwarzer Frauen und Mädchen, als Gegenentwurf zu den Stichworten der Verurteilung, Bagatellisierung  und Kriminalisierung, die in dden Akten häufig vorkamen. Was waren die Geschichten hinter den Urteilen und Notizen? Diese Frage stellt…


„Detransition, Baby“ von Torrey Peters

Torrey Peters ist in diesem Buch eine sehr wahrhaftige Heldenreise gelungen. Die packende Geschichte des ehemals lesbisch lebenden trans Frauenpaares Reese und Amy. Sie trennten sich, als Amy wieder als Mann leben wollte, denn Identität, Rollenerwartungen und Verhalten, lösten eine große Unsicherheit bei ihr/ihm aus. „War das nicht die große Lektion seiner Transition und Detransition?…


„Mädchen auf den Felsen“ von Jane Gardam

Ich liebe die unaufgeregte, ruhige Erzählweise von Jane Gardam, die ihren Humor und die leise Ironie, die ihren Texten inne wohnt, niemals ausstellen würde, die ihren Romanen aber den unvergleichlichen Ton verleihen, der irgendwo zwischen Weisheit und Witz oszilliert. In ihrem Debüt- Roman, der erst jetzt auf deutsch erscheint, gelingt es ihr, indem sie überwiegend…


„Vor ihren Augen sahen sie Gott“ von Zora Neale Hurston

In diesem Klassiker der Schwarzen Literatur beschreibt Zora Neale Hurston (1891-1960) das Leben von Janie in den dreißiger Jahren in Amerika und vor allem ihre drei verschiedenen Ehen. Von der Mutter verlassen, da Kind einer Vergewaltigung, wuchs Janie bei ihrer Großmutter auf, mit dem hellen Hautton und den langen Haaren, die sie als Tochter eines…


„The Narrows“ von Ann Petry

Es geht um Männer und Frauen und um die Liebe. Aber da diese Geschichte im Amerika der Fünfziger Jahre spielt, geht es natürlich auch um Schwarz und Weiß, Rassendiskriminierung und Segregation und die gefährliche Grenze, die ein Schwarzer Mann überschreitet, der eine weiße, verheiratete und schwer reiche Frau liebt. Link ist naiv und verwirrt, adoptiert…

„Belles Amours“ von Louise de Vilmorin

Der französische Adelssproß Louise Vilmorin (1902-1969) war mit Antoine St.Exupéry verlobt und lebte mit Jean Cocteau und später mit André Malraux zusammen. In diesem Roman beschreibt sie einen irrwitzigen Liebes-Reigen, der sich um eine junge Frau dreht, die während aller Verwicklungen namenlos bleibt. Sie wird immer nur durch die sie umgebenden Männer definiert: als Braut…


„Eine Frage der Chemie“ von Bonnie Garmus

Bonnie Garmus hat einen historischen Roman geschrieben, der unterhaltsam, auf intelligente Weise spitzfindig, feministisch und erschreckend zeitgemäß ist. Denn obwohl er den Kampf einer alleinerziehenden berufstätigen Mutter im Amerika der Sechziger Jahre beschreibt, kommen einem die Überforderung und die Misogynie sehr bekannt vor. „Entweder wollten sie sie kontrollieren, sie berühren, sie dominieren, sie mundtot machen,…


„Eine freie Frau“ von Leila Slimani und Clément Oubrerie

In dieser wunderbaren Grafic Novel geht es um die Ärztin Suzanne Noel (1878-1954), die als eine der ersten Frauen Medizin in Paris studierte und sich auf die ästhetische Chirurgie spezialisierte. Im ersten Weltkrieg verlor sie ihren Mann und danach arbeitete sie mit verschiedenen Mentoren an neuen Transplantationstechniken, um die zerstörten Gesichter der Soldaten wieder herzustellen. …


„Und jetzt Du“ von Tupoka Ogette

Ein ganz ganz wichtiges Buch, dieser Nachfolgeband von Tupoka Ogettes erster Veröffentlichung „Exit racism“! Denn nach einer sehr persönlichen Einführung, kommt sie ohne Umschweife auf ihr Anliegen: Zu zeigen, dass struktureller Rassismus so tief in den Köpfen von uns allen verankert ist, dass man selbst als kritischer Mensch, der Rassismus ablehnt, die Mechanismen dieser Denkmuster…


„Die Gesetzlose“ von Anna North

Dieser Bestseller aus dem Land der Cowboys ist ein feministischer Western, der sich wegliest wie geschnitten Brot. Eine Dystopie, im Jahre 1894 in Dakota angesiedelt, in dem nach einer Grippeepidemie die unfruchtbaren Frauen verfolgt und als Hexen diffamiert und gehängt werden. Ada, die Tochter einer Hebamme, die nach ihrer Hochzeit nicht schwanger wird, wird für…




„Bär“ von Marian Engel

Welch merkwürdig liebevoll-skurrile Geschichte wurde hier wiederentdeckt! Die Bibliothekarin Lou, die für eine Geschichtsgesellschaft in Kanada arbeitet, wird eines Sommers in ein Haus auf eine Insel in Nordkanada geschickt, um dort den Bibliotheksbestand eines Verstorbenen Colonel zu sichten. Es ist ein merkwürdiger Ort: ein oktagonales Haus, umgeben von Wasser, bewacht von einem alten Bären. Während…


„Wovon wir träumen“ von Lin Hierse

Dieses Buch erzählt die Geschichte einer Tochter-Mutterliebe, die sich nach der Auswanderung von China nach Deutschland und der Geburt ihrer Tochter entwickelt.  Dabei kommen Zerissenheit sowie kulturelle und identitäre Unsicherheiten natürlich zur Sprache, doch es ist keine Erzählung von einer ewig unvollständigen Existenz. Keine Geschichte von Fehlen sondern von Fülle, von Träumen statt Traumata. Und…

„Eine gemeinsame Sache“ von Anne Tyler

Schnörkellos mit leichtem, trockenem Humor nimmt uns Anne Tyler ohne Kitschalarm in das Familienleben der Garrets mit, das von Individualisten und Distanz geprägt ist und das in seiner Rücksichtnahme auf die anderen doch stets den inneren Zusammenhalt und eigene Kraft unterschätzt. Beeindruckend unaufgeregt wirft die Meisterin der Familiengeschichten kurze Schlaglichter auf jeweils ein anderes Familienmitglied.…


„Wo die Wölfe sind“ von Charlotte McConaghy

Was für ein grandioses Buch! Voller Liebe und Empathie für bedrohte und nicht bedrohte Tiere, Hasen und Wölfe und Pferde, voll schmerzhafter Anteilnahme an den Narben, die der Umwelt durch den Menschen geschlagen werden und die selbst einem hartgesottenen Holzfäller die Tränen in die Augen treibt. Und voller Gewalt. Die junge Biologin Inti ist wegen…

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„Mehr als ein Leben“ von Milena Moser

Es ist ein sehr amerikanischer Roman, gerade weil er sich immer wieder in Bezug setzt zur Schweiz, aus der nicht nur die Autorin stammt, sondern auch ihre beiden Hauptfiguren. Eigentlich ist es ursprünglich nur eine Figur, Helen, die sich Elaine nennt oder, in ihrem anderen Leben, Luna. Sie führt, abhängig von einer Entscheidung in ihrer…




„Was weiße Menschen jetzt tun können“ von Emma Dabiri

Als Schwarze Irin hat die Autorin ganz besondere Erfahrungen mit Rassismus in und stereotypen gegen Irland gemacht. Sie holt in weitem Bogen aus, um die Aus- und Nachwirkungen des Kolonialismus Englands, der Sklaverei und Rassentrennung in den USA auf die moderne Gesellschaft zu verdeutlichen. An erster Stelle, so ihre Forderung, sollte die Anerkennung des Rassismus…


„Und keiner spricht darüber“ von Patricia Lockwood

Das Internetportal ist der Ort ihres Ruhms. Dort wurde sie mit einem albernen Post berühmt und hält sich den ganzen Tag dort auf. Sie verbringt mehr Zeit mit dem Handy als mit ihrem Mann, nur nachts hängt sie ihren Kopf an den Haken, betrinkt sich, um abzuschalten, sich fallen lassen zu können. Manchmal hält sie…

„Singe ich, tanzen die Berge“ von Irene Solà

Was für ein wunderbarer Roman! Kraftvoll, poetisch und melancholisch, voller Verhängnis und voller Liebe.  Am Anfang sprechen die  Wolken und eine junge verwitwete Mutter erzählt. Die Geister alter Frauen melden sich zu Wort, ebenso der dichtende Bauer, der gerade vom Blitz erschlagen wurde. In diesem mehrstimmig erzählten Buch entsteht die Geschichte der Pyrenäen, ihrer Wälder…


„D-Zugdritter Klasse“ von Irmgard Keun

Es ist 1937 und Lenchen sitzt mit ihrem Freund Karl und seiner Erbschaft von neuntausend Mark im Zug von Berlin nach Paris. Eigentlich wollen sie weiter in die Schweiz, aber Lenchen soll ihre etwas verrückte Tante Camilla zu einer Tante nach Paris begleiten, die Verwandten in Potsdam mussten sie schon zu lange erdulden. Zudem soll…

„Ein simpler Eingriff“ von Yael Inokai

Was für ein Buch! Aufgrund ihres Mitgefühls wird sie ausgewählt und dieses Mitgefühl ist es, das der Krankenschwester Meret zu schaffen macht. Denn sie wird Komplizin bei dem Persönlichkeitsverändernden Eingriff, der aus wütenden Frauen zahme Lämmlein macht, während Männer, Chirurgen beispielsweise, ihren Jähzorn wie ein besonderes Abzeichen vor sich hertragen. Sich nicht einmal genieren oder…

„Das Mädchen mit dem Drachen“ von Laetitia Colombani

Lena kam nach Indien, um einen Schicksalschlag zu verarbeiten und die Trauer um ihren Mann zu lindern. Die Küste Bengalens war sein Traumziel gewesen und nun sucht sie diesen Ort alleine auf und erkennt schnell ihren Fehler. Die Menschenmengen und das Klima Indiens überfordern sie. Es ist kein Paradies sondern ein überfülltes Land, in dem…

„Meter pro Sekunde“ von Stine Pilgaard

Eine junge Frau verschlägt es nach Westjütland, sie hat gerade ein Baby bekommen, auf dessen Namen sie sich nicht festlegen kann, denn eine große Unsicherheit hat sich ihrer bemächtigt. Ihr Freund wird Lehrer in der Heimvolkshochschule, wo Musik, Literatur, Ökologie und vieles mehr gelehrt wird, sie bekommt den Job als Kummerkastentante beim Lokalblatt und verteilt…


„In all deinen Farben“ von Bolu Babalola

Die Verbrecherkönigin Nofretete, die fliegende Kriegerin Siya, die Medienmanipulatorin Scherezade oder Psyche, die fleißige Assistentin, die eine eigene Show bekommt, sie alle sind starke Frauen und sie stehen auf schöne Männer. Da bleibt kein Auge oder andere Körperregionen trocken, wenn diese muskulös oder musikalisch tanzen, kämpfen oder diskutieren. Sie verlieben und umkreisen sich, necken und…

„Wie sollte man ein Buch lesen?“ von Virginia Woolf

Diesem kurzen Essay über das Lesen und das Beurteilen eines Buches ist das schöne Vorwort der kanadischen Schriftstellerin Sheila Heti vorangestellt, dass freundlich überleitet, einführt, erklärt.  Doch natürlich wirkt auch der großartige Text Virginia Woolfs für sich allein, stellt mit lässigen Bildern und böser Zunge die professionellen Kritiker auf den Prüfstand.  „Da die Kritik zwangsläufig…

„Die Geschichte meiner Sexualität“ von Tobi Lakmaker

Als er diesen Autobiografischen Roman schrieb, hieß der Autor noch Sofie. Das verleiht der ganzen Geschichte den gewissen Glanz, die Faszination eines Perspektivwechsels, der Rollenerwartungen und – Verhalten ironisch bricht.  „Wie schön muss es sein, als Mann durchs Leben zu gehen. Die Leute gucken echt, ob du nickst, wisst ihr, wenn du ein Mann bist.“…


„Die Eistaucher“ von Kaska Bryla

Dieser Roman lässt mich zwiespältig zurück. Einprägsame Figuren, diese jugendlichen  Außenseiter, das sind sie schon: Die schöne Jess, die Frauen liebt, Iga mit ihrem Longboard, die ihre Französischlehrerin liebt. Sasa, der Iga liebt und Ras, der Halluzinationen hat und Gedichte schreibt. Dazu die Lyriknerds, die Mutproben erfinden für diejenigen, die keine Gedichte kennen und bei…

„Der Duft der Blumen bei Nacht“ von Leila Slimani

Dieses Buch über das Schreiben spielt in einem Museum.Leila Slimani hat in der Punta della Dogana in Venedig zwischen modernen Kunstwerken eine schlaflose Nacht verbracht, und was ihr dabei in den Sinn kam, während sie zwischen Skulpturen von Tatiana Trouvé , Objekten von Ethel Adnan oder Photographien von Berenice Abbott wandelte, sind Gedanken über Kunst…

„Der Duft von wilden Erdbeeren“ von Angela Thirkell

Lady Emily versammelt im Sommer gerne ihre Familie um sich,kommt stets zu spät zur Kirche und treibt mit ihrer Kopflosigkeit nicht nur Pater Banister zur Weißglut. Ihr sechzehnjähriger Enkel Martin soll dieses Jahr bei ihrem Mann in die Leitung des Gutes eingeführt werden, denn sein Vater, ihr ältester Sohn starb im ersten Weltkrieg und Martin…

„Ketala“ von Fatou Diome

Memoria ist tot und ihre Habseligkeiten sollen aufgeteilt werden. Sie war als junge Frau nach Frankreich gegangen und erst kürzlich zurück nach Dakar gekommen. Sie hinterlässt keine Familie, weshalb die Aufteilung der Gegenstände, das sogenannte Ketala, eine Woche nach ihrem Tod durch entfernte Angehörige vollzogen werden soll.  Hier nimmt diese originelle Geschichte ihren Anfang, denn…

„Ich, Ellyn“ von Nell Leyshon

Die Geschichte des Bauernmädchens Ellyn, das in Dreck und Matsch lebt und sich danach sehnt, zu singen. Ihre ungewöhnliche Stimme wird bemerkt und sie gibt sich als Junge aus, um im Chor aufgenommen zu werden. Denn Mädchen, nein, Mädchen sind dumm und dreckig, ihnen ist jede Bildung verwehrt. Es ist gewöhnungsbedürftig, dieses Buch, das über…

„Das Ikarus Mädchen“ von Helen Oyeyemi

Dies ist das Debüt von Helen Oyeyemi und es ist so phantasie- und liebevoll geschrieben, dass es mich restlos begeistern konnte: Jessamy fliegt mit ihren Eltern nach Nigeria, der Heimat ihrer Mutter Sarah. Diese war nach England geschickt worden, um Medizin zu studieren, hatte sich dann aber für Englische Literatur entschieden. Sie ist nun Autorin…

„Harriet Tubman“ von Anne Petry

Manche Bücher haben eine magische Anziehungskraft, und wenn diese einer Biografie innewohnt, ist das wirklich bemerkenswert. Ann Petry gelingt dieses Kunststück. Sie beschreibt hier die Lebensgeschichte der ehemaligen Sklavin, Fluchthelferin und Kämpferin Harriet Tubman so eindringlich und authentisch, so abenteuerlich wie einen Roman. Harriet wird 1820 als Araminta Ross auf einer Sklavenfarm in Maryland geboren…

„Zusammenkunft“ von Natasha Brown

Was für ein Debüt! Alle Hymnen, die in England darauf gesungen wurden, sind wahr, verdient, berechtigt.In schmerzhaft poetischer Sprache transportiert die Autorin eine Subjektivität, die sich um Objektivität bemüht. Die sich selbst relativiert, was umso grausamer ist, weil man dabei zusieht, wie sich das Verderben entwickelt. Was bedeutet Assimilation in der weißen Männerwelt für eine…

„Butter“ von Asako Yzuki

Die Journalistin Rika möchte die Food-Bloggerin Manako Kajii interviewen, die wegen des Verdachts auf Ermordung mehrerer Ihrer Liebhaber im Gefängnis sitzt. Ihr Fall erregte großes Medieninteresse, denn sie ist weder schlank noch schön und schien die Männer mit ihren Kochkünsten verführt zu haben.  Rika ist beeindruckt von ihrem Selbstbewusstsein und der Selbstakzeptanz dieser Frau, die…

„Vita &Virginia“ von Alexandra Lavizzari

„Orlando“ – das ist der Dreh- und Angelpunkt dieser Freundschaftsbiografie. Dieses Buch, das auch als literarische Liebeserklärung gedeutet wurde von der berühmten englischen Schriftstellerin Virginia Woolf an die ebenso bekannte Romanautorin und Dichterin Vita Sackville-West, dient als Aufhänger, um diese durchaus auch erotische Freundschaft auszuleuchten.  Ein schöner Kniff, denn tatsächlich ist dieses literarisches Denkmal ein…

„Mein Bruder“ von Jamaica Kincaid

Auf der Insel Antigua liegt ihr Bruder im Sterben. Er hat AIDS. „Es war eine Tatsache, dass er an einem Ort lebte, wo die Regierung, die aus Leuten seiner Hautfarbe, seiner Rasse bestand, korrupt war und sich nicht darum kümmerte, ob er oder andere wie er lebten oder starben.“ Jamaica Kincaid, die sich in Vermont…

„Nach Mitternacht“ von Irmgard Keun

Mit der kindlichen Naivität einer jungen Frau, die noch nicht viel gesehen, aber das Herz auf dem rechten Fleck hat, erzählt Irmgard Keun diese Geschichte. Sie schrieb sie 1937 bereits aus dem Exil heraus, da ihre Bücher schon 1933 verboten und verbrannt wurden. Trotz der unterhaltsam-satirischen Herangehensweise zeichnet sie ein düsteres Bild von der heraufziehenden…

„Honey Girl“ von Morgan Rogers

Eine queere Lovestory mit BIPOC Personal und Anklängen an Cinderella hat es in das Programm des dtv geschafft. Wie schön. Und wie unterhaltsam. Aber nicht nur. Denn der Plot ist doch für eine Überraschung gut. Zunächst kommt sie leichtfüßig daher, diese Geschichte: ein wenig Chicklit mit besten Freundinnen, ein wenig Heldenreise und familiäre Beziehungsprobleme mit…

„Manifesto – Warum ich niemals aufgebe“ von Bernardine Evaristo 

Eine britische Lehrerin heiratet Anfang der Fünfziger Jahre einen nigerianischen Arbeiter und bekommt mit ihm acht Kinder, von denen eines Bernardine Mobolaji heißt und zu einer meiner absoluten Lieblingsautorinnen wurde. Geprägt von täglichem Rassismus und britischem Klassismus wächst sie in London auf und entwickelt sich zu einer unangepassten Kämpferin. Sie assimiliert sich über die Sprache…

„Die Tochter“ von Kim Hye-Jin

Mutter und Tochter haben sich entfremdet, als die Dreißigjährige aus finanziellen Gründen wieder bei ihrer Mutter einziehen muss. Sie ist Universitätsdozentin und lebt mit ihrer Lebensgefährtin seit sieben Jahren zusammen. Als die beiden bei der Mutter auftauchen, steht die Welt für diese Kopf. Homosexuell? Lesbisch? „Worte, die ich niemals von ihr hören wollte. Sie treffen…

„Montag oder Dienstag“ von Virginia Woolf

Eine Gesellschaft junger Mädchen die sich darin einig sind „dass das Ziel des Lebens darin bestand, gute Menschen und gute Bücher hervorzubringen.“ Es kommt beinahe Pyjama-Party-Stimmung auf, so frech und respektlos ziehen sie über die Männer her. Ein Besuch in einem Geisterhaus, dazwischen spielerische Verbalakrobatik über das Grün und das Blau. Ein Tag in Kew…

„Serge“ von Yasmina Reza

Yasmina Reza ist eine Meisterin des Dialogs und der bourgeoisen jüdischen Familiengeschichten. In diesem Roman erzählt sie von den gealterten Geschwistern Jean, Serge und Nana, die nach dem Tod ihrer Mutter gemeinsam mit Serges Tochter auf deren Wunsch hin nach Auschwitz fahren. Das Andenken an die familiären Opfer, an die Shoah, den Holocaust, war von…

„Löwenzahnwirbelsturm in Orange“ von Tamar Tandaschwili

Es fühlt sich nicht an wie ein Roman, denn dieses Buch ist innerlich unruhig, ich möchte beinahe sagen zerbrochen, ähnlich vielen seiner Protagonisten, die hier nichts als Schmerz und Verachtung erfahren. Als roter Faden zieht sich vielleicht die Person der Psychologin Eka durch das Buch, die hin und wieder auftaucht und der einige dieser teilweise…

„Überwintern“ von Katherine May

Dies ist kein Ratgeber und auch kein Therapiebuch. Es ist eine Essay-Sammlung zum Thema Winter im buchstäblichen und im übertragenen Sinn.   Gedanken zum Leben im allgemeinen und in schwierigen Zeiten, mit wissenswerten Informationen und persönlichen Anekdoten zu einer gut lesbaren Mixtur gebraut, die wie ein literarisches Elixier die Lebensgeister in den dunklen Monaten wachhalten…

„Was du nicht hast, das brauchst du nicht“ von Helen Oyeyemi

Diese Geschichten, die lose miteinander verknüpft sind durch die Protagonisten oder das wiederkehrende Detail eines Schlüssels, erzählen vom Leben unterschiedlichster Menschen in unterschiedlichen Zeiten, Orten, Seelenzuständen. Ihr BIPOC- Personal erlebt keinen Rassismus und die queeren Liebespaare treten so unbehelligt selbstverständlich auf, dass einen ein beinahe Märchenhaftes Gefühl beschleicht. „Für mich ist Rowan männlich, weil er…

„Tea Time bei Mrs. Morland“ von Angela Thirkell

Angela Thirkell (1890-1961) war eine bekannte britische Autorin, die in den 30ger – 50ger Jahren Bestseller schrieb, die im fiktiven Barsetshire Anthony Throllopes spielten. Hierzulande sind von diesen 29 Romanen erst zwei auf deutsch erschienen, doch diese strotzen nur so vor ironischer Britishness und stellen starke Frauenfiguren in den Mittelpunkt. In diesem wunderbaren Winterbuch geht…

„Heisse Milch“ von Deborah Levy

Deborah Leavy hat hier eine wunderbare Mutter-Tochter-Geschichte geschrieben. Unterhaltsam, tiefgründig und schmerzhaft, voller Liebe und Verzweiflung.  Sofia ist Mitte zwanzig und begleitet ihre Mutter nach Spanien zu einem Wunderdoktor, der die unerklärlichen Lähmungserscheinungen ihrer Füße heilen soll. Misstrauisch stellen sie fest, dass er eine ganz eigene Art hat, sich dieser Krankheit zu nähern. Während ihre…

„Hundepark“ von Sofi Oksanen

Ein schwieriges Buch. Nicht nur bezüglich der verknüpften Themen: die Orange Revolution in der Ukraine und der neu aufgeflackerte Krimkrieg mit Russland aus Sicht einer Eizell-Dealerin erzählt. Und es ist ziemlich umständlich erzählt. Ich bin erst gar nicht richtig reingekommen in die Geschichte, die ständig in den Zeiten springt, die wenige Jahre auseinander liegen aber…

„The Hill We Climb“ von Amanda Gorman

Dieses Gedicht ist einzigartig und modern und die Tatsache, dass es von der jüngsten Dichterin, die je bei einer Inauguration vortragen durfte, stammt, macht es zu etwas ganz Besonderem. Die Jugend und Hoffnung zwischen den Zeilen, die in den Abgrund blickten, das auch. Diese Zeilen, die zum Amtsantritt Joe Bidens erklangen und nach Jahren eines…

„Die Anderen“ von Laila Lalami

Wow! Ist das jetzt ein Krimi gewesen? Oder eine Einwandererungsgeschichte? Oder doch ein Familienroman? Auf jeden Fall kommt Liebe drin vor. Aber Hass leider auch. Und Antimuslimischer Rassismus. Es kommt Flucht und Hoffnung vor, Stärke und Schwäche und die schwierigen Kompromisse, die das Leben den Menschen abverlangt. All das hängt an einem Unfall mit Fahrerflucht,…

„Carpentaria“ von Alexis Wright

Wortgewaltig und ausführlich schreibt die Autorin ein Opus über einen Ort in Australien, das von magischem Realismus durchweht wird. Geister, Mythen, Obsessionen finden Platz in dieser Erzählung, die modern und dennoch uralt erscheint und von Rassismus und Unterdrückung und der Kraft und Lebendigkeit der indigenen Bevölkerung Australiens erzählt. Elias, ein Mann aus dem Meer, kommt…

„1000 Serpentinen Angst“ von Olivia Wenzel

Ich liebe es, wenn Autorinnen Experimente wagen und das hat Olivia Wenzel in ihrem Debütroman „1000 Serpentinen der Angst“ wunderbar furchtlos getan:  Ein verschlungener Weg, eine Geschichte in Kreisen und Kurven, immer wieder auf bestimmte Themen zurückkommend, trotz der Volten zerrissen, mal als Fragende, mal als Befragte. In den Fragen und Antworten dieses Buches steckt…

„Übungen im Fremdsein“ von Olga Tokarczuk 

Diese Autorin hat es mir wirklich angetan. Ich liebe ihren Stil, ihre Bilder und ihre Gedanken. Und daher habe ich auch ihre Essays und Reden verschlungen, die in diesem Buch versammelt sind. Ich folgte begeistert ihren Lektüren und Überlegungen zum Lesen und Schreiben. Natürlich hat Tokarczuk, die als Psychologin arbeitete, viel Psychologisches in ihrem Leben…

„Autobiographie eines Familienfotos“ von Jacqueline Woodson

„Diese Welt kann Millionen Mädchen in ihren Armen halten. Diese Welt kann sie alle fallenlassen.“ In diesem autobiografisch inspirierten Roman wirft die Autorin schlaglichtartig in kurzen Szenen einen Blick auf das Leben eines heranwachsenden schwarzen Mädchens in Brooklyn. Der Vater fährt Taxi, die Mutter leidet an intermittierender Melancholie, der große Bruder versteckt seine Stöckelschuhe und…

„Helles Land“ von Mary E. Garner

Da ich nicht wirklich oft Fantasy lese, habe ich immer ein wenig Mühe, in eine Fantasy-Welt einzusteigen. Es dauert, bis ich mich nicht mehr an einigen Namen oder Strukturen störe und mich an die Umstände gewöhnt habe, die hier so detailreich beschrieben werden. Bei diesem Buch ging es relativ schnell, denn Frauen, die mit Bäumen…

„Jane Austen und die Kunst der Worte“ von Catherine Bell

In diesem Roman lässt die Autorin Catherine Bell eine der bekanntesten Romanautorinnen Englands auferstehen. Sie versucht eine Verbindung herzustellen zwischen dem Leben dieser Pfarrerstochter und ihren Romanen, lässt eins ins andere übergehen, dazwischen sind Absätze von Briefen an Janes ältere Schwester Cassandra gestreut. Natürlich gibt es einen Ball und dann folgen weitere und wir lernen…

„Vom Verachtetwerden oder Drei Guineen“ von Virginia Woolf

In diesem Essay von 1938, einem Nachfolgewerk von „Ein Zimmer für sich allein“, formuliert Virginia Woolf in Form von drei Briefen eine Antwort auf die Frage, wie ein Krieg mit Hilfe gebildeter Frauen zu verhindern sei. Dabei kommt sie zwangsläufig auf die noch immer – trotz Wahlrecht – herrschende Benachteiligung der Frau in Form geringerem…

„Ein eigenes Haus“ von Deborah Levy

Anhand ihres aufkeimenden Wunsches, ein eigenes Haus, ein Refugium zu besitzen, das ihren Bedürfnissen als Schriftstellerin und als alleinstehende Frau entsprach, ein altes Haus mit einem Granatapfelbaum im Garten und einem Flussufer, legt Deborah Levy eine Spur durch ihre Gedanken. Anhand dieser Überlegungen beleuchtet sie ihr Leben im Besonderen und ganz allgemein die Rolle der…

„Freunde und Helden“ von Olivia Manning

Dieser dritte Teil von Olivia Mannings Balkan-Trilogie spielt in Athen, nachdem zunächst Harriet allein und später ihr Mann Guy Pringle aus dem von den Deutschen besetzten Bukarest geflohen sind. Sie arbeiteten dort als britische Expats an der englischen Schule, und als Guy versucht, auch in Athen wieder eine Anstellung zu bekommen, scheitert er zunächst kläglich…

„Tage- und Notizbücher“ von Patricia Highsmith

Patricias Highsmiths Tage- und Notizbücher erstmals auf deutsch! Das konnte ich mir nicht entgehen lassen. Diese komplexe Persönlichkeit hat mich schon immer fasziniert, ganz abgesehen von ihren hochpsychologischen Romanen. Hier also macht sie sich Gedanken über das Lesen und Schreiben, das Leben im allgemeinen und das Lieben im Besonderen. Zunächst noch Highschool-Schülerin, die auf das…

„Von Büchern und Inseln“ von Louise Erdrich

Mit einem alten blauen Minivan macht sich die Autorin mit ihrer kleinen Tochter Kiizhikok „Himmelsfrau“ auf zu den Seen im kanadischen Ojibwe-Gebiet. Die Felsmalereien auf den vielen, vielen Inseln will sie sich ansehen und in ihnen lesen, wie in Büchern. Sie ist auf der Spur dieser alten indigenen Überlieferungen, die lange Zeit unterdrückt, übermalt und…

„Die Blackwell-Schwestern“ von Janice P. Nimura

„Wollte sie ein leuchtendes Beispiel sein, dann durfte sie sich nicht verstecken. Sie hatte nie ein Mann sein wollen, strebte vielmehr danach, als Frau denselben Respekt zu bekommen und dieselbe Freiheit zu genießen, die für Männer selbstverständlich waren.“ In dieser äußerst gut geschriebenen, beinahe wie ein historischer Roman lesbaren und detailliert recherchierten Doppelbiografie der Schwestern…

„Die Unzertrennlichen“ von Simone de Beauvoir

Die erste Liebe ist die zur besten Freundin. Die Eifersucht auf ihren ersten Freund, die Wut auf die strengen Eltern, all dies erlebt Sylvie in ihrer engen Beziehung zu Andrée, die sie als kleines Mädchen im katholischen Collège kennenlernt. In diesem frühen Roman hat Simone de Beauvoir ihrer Freundin Zaza und ihrer Liebe zu ihr,…

„Schwierige Frauen“ von Roxane Gay

Schwierig sind hier nicht die Frauen. Es sind die Umstände. Roxane Gay macht mit ihren kurzen Einblicken in das Leben sehr unterschiedlicher Frauen klar, dass es die Lebenssituationen sind, die Aktionen und Reaktionen der Menschen bestimmen. In diesem Buch die der Mädchen und Frauen. Manche von ihnen erfahren Glück und Liebe, viele von ihnen Rassismus…

„Das Institut in Riga“ von Uta von Arnim

Was für ein beeindruckend konsequentes, persönlich mutiges Buch, das Zeugnis einer familiären Recherche zur Nazivergangenheit des Großvaters! Uta von Arnim ist es geglückt, die grausame Vergangenheit und die Verbrechen ihres Großvaters in einer gelungen Mischung von sachlichem Bericht und persönlichen Einsichten geradezu literarisch aufzubereiten und damit gut lesbar und erfahrbar zu machen. Ein wichtiges Faktum,…

„Oh, William!“ von Elizabeth Strout

„Trauern ist etwas, ja, etwas so Einsames, das ist vielleicht das Schlimmste daran. Als würde man an der Außenseite eines gläsernen Wolkenkratzers herunterrutschen, und keiner merkte es.“ Lucy Barton, eine Figur aus vorhergehenden Romanen von Elizabeth Strout, ist in ihren Sechzigern und kürzlich verwitwet. In diesem sehr psychologischem Buch begleitet sie ihren Ex-Mann William auf…

„Ein strahlendes Licht“ von Audre Lorde

„Ich schreibe hauptsächlich für jene Frauen, die nicht sprechen, die sich nicht mit Worten ausdrücken. Weil sie – weil wir – solche Angst haben. Weil uns beigebracht wurde, die Angst wichtiger zu nehmen als uns selbst.“ Audre Lorde fing früh an, Gedichte zu schreiben, da war sie noch ein Mädchen. Später entwickelte sie sich zu…

„Bitterer Zucker“ von Avni Doshi

Eine herzzerreißende Mutter-Tochter-Geschichte, die das unerklärliche Band einer Liebe illustriert, das auch durch Vernachlässigung und Ignoranz nicht auflösbar erscheint. Atari kümmerst sich um ihre Mutter, die in ihren Fünfzigern an einer Form der Vergesslichkeit leidet, die alle Symptome von Alzheimer aufweist, aber keine entsprechenden Gehirnveränderungen. Wenn es aber nicht die Plaques sind, die sie all…

„Azadi heißt Freiheit“ von Arundhati Roy

In dieser Essaysammlung finden sich Aufsätze und Artikel der großen indischen Schriftstellerin und Denkerin Arundhati Roy, die auch als Friedensaktivistin von sich reden macht und ganz oben auf der langen Liste der Antinationalen ihres Landes geführt wird und das, wie sie sagt, nicht weil ihr Nachname mit A beginnt. „Die Infrastruktur des Faschismus starrt uns…

„Die militante Madonna“ von Irene Dische

Eine erstaunliche Trans-Geschichte erzählt sie hier, die große amerikanisch- österreichische Autorin. Die Geschichte des historischen Chevaliers d`Eon de Beaumont, einer Person, die in der Zeit Ludwigs des XV. lebte, in der Reifröcke und Turm-Perücken die Frauen zur Untätigkeit zwangen, wogegen Degen, Pferd und Stiefel die Unabhängigkeit der Männer in Militär und Gesellschaft ermöglichten. D `Eon…

„Schwarzes Herz“ von Jasmina Kuhnke

„Mein Stiefvater wurde zum ersten Mann, der versuchen sollte, mich zu brechen.“b So beginnt der eindrückliche Roman von Jasmina Kuhnke, der zeigt, was Rassismus und Misogynie in der Seele eines Menschen anrichten. Es ist die Geschichte der Ich-Erzählerin, Wunschkind ihrer kroatischstämmigen Mutter und ihres senegalesischen Vaters, den sie niemals kennenlernen sollte, da er früh verstarb.…

Aphra Behn Werkausgabe

Aphra Behn (1640-1689), die erste Frau, die vom Schreiben lebte, die Referenz-Figur in Virginia Woolfs „Ein Zimmer für sich allein“, war  ganz offensichtlich eine schillernde Person des siebzehnten Jahrhunderts. Sie arbeitete als Spionin für Charles II., verbrachte kurze Zeit im Gefängnis, bevor sie zu einer der wichtigsten Autorinnen ihrer Zeit wurde. Anders als Jane Austen,…

„Landschaft verschluckt“ von Deborah Levy

„Was nutzt ein nach innen gekehrtes Herz? Das ist ein einsames Zuhause. Es kennt jeden Riss in der Decke und jeden Fleck auf dem Teppich. Es muss nach draußen in die Wildnis galoppieren und vielleicht sogar dort sterben.“ Das ist einer der kryptisch poetischen Sätze in diesem kryptisch poetischen Buch, das mehr Fragen aufwirft als…

„Das tätowierte Herz“ von Angela Carter

Skurril und sarkastisch, phantastisch und immer ein wenig mit dem Irrsinn und mit literarischen Verweisen auf Dostojewski, Melville oder Dickens spielend, beschreibt Angela Carter die komplexen Beziehungen dreier junger Menschen. „Sie schlug die Augen auf, und eine Art Hunger, eine Art Verzweiflung in ihrem schmalen Gesicht  griffen nach Lees sehr weichem Herzen.“ Lee, von seinem…

„Quartett im Herbst“ von Barbara Pym

Vier Angestellte Anfang sechzig: der gottesfürchtige Witwer Edwin, der verweichlichte Junggeselle Norman, Marcia, nach dem Tod ihrer Mutter allein und krebskrank und die ledige „Letty, anspruchslos und verwelkt, gediegen und provinziell, immer noch Sorgfalt auf ihre Kleidung verwendend.“  Sie tauschen sich im Büro über Todesarten aus und sammeln Sonderangebote, nutzen die Bibliothek als Aufenthaltsort in…

„Wie schön wir waren“ von Imbolo Mbue

Natur versus Kapital, kleines afrikanisches Dorf gegen amerikanischen Ölkonzern. Ein Drama unter Mangobäumen, das vergiftete Kinder und ermordete Männer beschwört und das ganze Verbrechen amerikanischer Ölkonzerne in Afrika fiktionalisiert beschreibt. „Ich weiß nichts darüber, wie ein Mädchen Männer für ihre Taten bezahlen lässt, aber ich habe noch mein ganzes Leben lang Zeit, es herauszufinden.“ Das…

„Secondhand Time” von Svetlana Alexiewich

Eine zurecht gelobte und 2015 mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnete Autorin, mir bis dahin völlig unbekannt, das muss ich vorausschicken!  Diese ihre poetischen Aufzeichnungen der Interviews mit russischen Menschen jeglicher Couleur, dieses vielstimmige Bild, zeigt eindringlich, melancholisch und immer wieder auf die Person fokussiert, tiefe Einblicke in die „russische Seele“, schildert sensibel die schwersten Schicksale und…

„Bestiarium“ von K-Ming Chang

Was für ein irres Buch! Eine Art Phantasiereise in die inneren Welten einer jungen taiwanischen Frau und ihrer Familie, die auf mäandernden, albtraumhaften Bahnen versucht, sich selbst zu begreifen und neu zu erdichten. Ein Großvater, der Goldbarren für die Auswanderung schluckte, die er in USA wieder ausschied , vergrub und beinahe nicht wieder fand. Eine…

„Die andere Hälfte der Welt“ von Christina Sweeney-Baird

Sorgen und Angst, familiäre Todesfälle und Quarantäne, Flugverbot und Ausnahmezustand, Lock-down und OP-Maske im Gesicht. Das sind die Szenarien, die erschreckend vertraut in diesem spannenden Roman über den Ausbruch einer Männermordenden Viruspandemie im nahen Jahr 2025 auftauchen. Multiperspektivisch wird der Kampf der Frauen um ihre Familien, Söhne, Ehemänner und Väter  beschrieben sowie die Verantwortung für…

„Frauen Literatur“ von Nicole Seifert

Oh, Ich bin wütend! Auf eine Gesellschaft, die aufgrund struktureller Misogynie kaum in der Lage scheint, sich zu ändern. Weder Literarisch noch politisch. Und Nicole Seifert zeigt, das sich das gegenseitig begründet und keine Frage ist, ob Frauen nun besser oder schlechter schreiben als Männer. „Vor dem Hintergrund der Sklaverei, der Kolonialgeschichte und der jahrhundertelangen…

„Der Schattenkönig“ von Maaza Mengiste

Was für ein grausames, wundersames Werk literarischen Geschichtsunterrichts!  In diesem außergewöhnlichen Roman wird von dem Anspruch des faschistischen Italien auf Kolonialisierung Äthiopiens und dem Abessinien-Krieg in den dreißiger Jahren erzählt, der sich bereits vor dem zweiten Weltkrieg mit Einverständnis des Völkerbundes dort abspielte.  „Der Krieg ist da. Er hat sich angeschlichen. Er marschiert auf ihn…

„Die letzte Bibliothek der Welt“ von Freya Sampson

Eine Portagonistin, die in ihrem Buchregal Adichie neben Alcott neben Angelou neben Austen stehen hat, ist mir natürlich auf Anhieb sympathisch. June ist Ende zwanzig, Bibliothekarin und lebt seit dem Tod ihrer Mutter, das zurückgezogene Leben eines modernen Blaustrumpfs. „Als Kind hatte sie immer geglaubt, jedes Buch habe seinen eigenen Geruch, je nach Inhalt, und…

„Die nicht sterben“ von Dana Grigorcea

Ein Vampirroman der etwas anderen Art. Atmosphärisch,surreal und politisch: Als die junge Ich-Erzählerin und Künstlerin aus Paris zurück in den kleinen Ort B. in Rumänien kommt, mit dem sie wunderschöne Kindheitserinnerungen verbindet, findet sie bei einer Beerdigung die grauenvoll verstümmelte Leichen eines ehemaligen Kindheitsfreundes. Ihre Großtante wurde im Kommunismus enteignet und bekam später ihre heruntergekommene…

„Der Gesang der Berge“ von Nguên Phan Quê Mai

Dieses Buch hat mich mitgenommen und berührt wie lange keine Familiensaga mehr. Empathisch, sprachmächtig und niemals verbittert erzählt die Vietnamesische Autorin die Geschichte ihres Landes anhand des Lebensweges einer tapferen Frau. „Ich war überzeugt, wenn die Menschen nur bereit wären, einander zu lesen und das Licht anderer Kulturen zu sehen, gäbe es auf der Welt…

„Der Geist von Tiger Bay“ von Nadifa Mohamed

Cardiff ist Anfang der Fünfziger Jahre ein Schmelztiegel internationaler Identitäten. In der walisischen Hafenstadt tummeln sich Matrosen und Arbeiter aus Jamaika, Somalia und anderen afrikanischen Staaten, Russen, Chinesen und jüdische oder westindische Familien, „Mädchen mit Großeltern aus vier Kontinenten“. Hier hält sich der somalische Ex-Matrose Mahmood mit Gelegenheitsjobs und Glücksspiel über Wasser, versucht Geld für…

„Sag dass du mich liebst, Junie Moon“ von Marjorie Kellogg

Wer auf der Suche nach einem Buch ist, das lustig und traurig ist und dennoch glücklich macht, dem kann ich nur diesen Roman von Marjorie Kellog (1922-2005) empfehlen. Sie war eine amerikanische Schriftstellerin und wurde mit diesem Werk 1968 bekannt. Darin schildert sie das Abenteuer dreier von Leben oder Krankheit beeinträchtigter Menschen, die aus der…

„Wo auch immer ihr seid“ von Khuê Pham

Die etwas andere Familiengeschichte, erzählt von einer deutschen Vietnamesin, die zur Testamentseröffnung der Oma zur Familie ihres Vaters nach Amerika fliegt. Sie kennt den Onkel kaum, die Tanten noch weniger, kann Vietnamesisch nur radebrechen und erst recht nicht lesen.  Diese Familie wurde zerrissen durch den Krieg in Vietnam, auf der Welt zerstreut und in großen…

„Wir sind dieser Staub“ von Elizabeth Wetmore

Was einer Vierzehnjährigen widerfährt, die im Texas der Siebziger Jahren zu einem Unbekannten ins Auto steigt und auf die einsamen Ölfelder fährt, bekommen wir gleich zu Anfang dieses Buches von der Autorin in beinahe poetischer Sprache  erzählt: „Eine Wachtel ruft. Es klingt, als sänge sie ihren Namen, und das Geräusch hebelt ganz sanft den Tag…

„Der Nachtwächter“ von Louise Erdrich

Louise Erdrich gelingt es auf sensationelle Weise, die Geschichte der amerikanischen Ureinwohner zu formulieren, ohne melodramatisch zu werden oder eine Heldensaga zu verfassen. Sie lässt Internatsgeschichten, Alkoholismus im Reservat, den systematischen Missbrauch an indigenen Frauen anklingen, ohne sensationslüstern Einzelheiten auszubreiten. Ganz im Gegenteil. Mit liebevollen Details wie beispielsweise einem Wiegenbrett aus dem Holz des Lebensbaums…

„Geisterwand“ von Sarah Moss

Dieses kleine Buch besitzt eine beängstigende, durch die wunderbare Sprache tief berührende Wucht: Ein Archäologieprofessor möchte ein paar Wochen mit seinen Studenten im Wald in Nordthumberland leben wie in der Eisenzeit. Auch Silvie ist dort mit ihren Eltern, ihr Vater Busfahrer aber passionierter Hobbyhistoriker, ihre Mutter Kassiererin. Sie leben neben den Studenten in einer der…

„In Flammen“ von Megha Majumdar

Ein spannender, auf lakonische Art äußerst brutaler Roman, der im modernen Indien spielt und doch eine geradezu mittelalterliche Geschichte erzählt. Ihr geliebtes Handy hat die junge Jivan dazu verführt, einen regierungskritischen Post auf Face-Book zu veröffentlichen. Sie lebt mit ihren Eltern im Slum und ist stolz darauf, eine Anstellung in einem Bekleidungsgeschäft und eignes Geld…

„Alles wird gut“ von Nina Lykke

Ja, so mag ich das: eine alte Geschichte frisch erzählt, mit einer großen Portion Selbstironie, nicht ohne Sarkasmus und mit ein paar hübschen Metaphern garniert. Dieser Roman mit dem ausgeleierten, überstrapazierten Titel, den man ebenso wie die Protagonistin nicht ganz ernst nehmen sollte, wirft einen hinein in die Lebenskrise der Ärztin Elin. Sie ist über…

„Unsere unendlichen Tage“ von Claire Fuller

Dieser Roman ist vielschichtig und packend, voller Abgründe und Irrsinn. Er erzählt die Geschichte aus der Sicht von Peggy, die mit acht Jahren von ihrem Vater unter dem Vorwand einer Urlaubsreise aus England in eine einsame Hütte im bayrischen Wald entführt wurde, wo sie neun Jahre niemand fand, bis sie eines Tages verletzt in einem…

„Mai heißt Wasser“ von Kayo Mpoyi

Ich liebe kisuaheli, aber ich kannte bisher keine Autorin aus Zaire. Tataa! Das hat sich geändert:   Kayo Mpoyi, die in Kinshasa geboren wurde, lebt zwar seit ihrem 10.Lebensjahr in Schweden und hat mit diesem Debüt gleich einen wichtigen Schwedischen Literaturpreis gewonnen. Zurecht, wie ich finde. Die eingestreuten Swahili-Worte erzeugten einen Nachhall der Erinnerung in…

„Die Leuchtturmwärter“ von Emma Stonex

Dass in einem Leuchtturm nicht viel Action abgeht ist schon klar, irgendwie. Aber dass ich mich so langweilen würde, hätte ich nicht gedacht. Irgendwie bin ich in diesen Roman überhaupt nicht reingekommen. Er konnte mich nicht fesseln und trotz der zahlreichen Perspektivwechsel zog sich die Lektüre für mich wie Kaugummi. Womöglich lag es an dem…

„Alef“ von Katharina Höftmann Ciobotaru

Diese Familiengeschichte hat mich total überrascht, denn ich hatte eher eine Love-Story erwartet. Aber das Buch beginnt bei den Großeltern der in der DDR geborenen Maja und des Israelischen Eitan. So spinnt die Autorin zunächst ein Geflecht aus Familienbiografien, das sich von Deutschland und Bulgarien, über den Irak bis nach Israel erstreckt und aus dem…

„Rahel Varnhagen. Lebensbild einer Salonière“ von Dorothee Nolte

Ein kleines, feines Büchlein über die faszinierende Frau, die „das Leben auf sich regnen“ ließ: Rahel Varnhagen (1771-1833), geb. Levin, führte bereits im Elternhaus einen Salon in Berlin, als es diesen Begriff noch nicht einmal gab. Sie traf Schiller und Goethe, Fürst Pückler, Humboldt und Jean Paul und wurde von den zeitgenössischen Künstlern und Intellektuellen…

„Das Jahr, in dem wir verschwanden“ von Tayari Jones

Ein Buch über kollektive Angst, das wie ein Young Adult beginnt und ganz allmählich Beklemmungen aufbaut. In drei Teilen aus drei unterschiedlichen Perspektiven erzählt Tayari Jones die wahre Geschichte eines Serienmordes an schwarzen Kindern im Atlanta der späten Siebziger Jahre.  Es beginnt mit den Schwestern Tasha und DeShaun, die die Trennung ihrer Eltern verkraften müssen,…

„Schöne Welt, wo bist du?“ von Sally Rooney

Deutlich und krass sind die Worte, die Sally Rooney für die Krisensituation findet, in der sich ihre Protagonistin Alice – und nicht nur sie –  bewegt: Klimakrise, politische Krisen, seelische Krise, soziale Krise. „Das 20.Jahrhundert kommt mir wie eine lange Frage vor, an deren Ende wir die falsche Antwort gegeben haben.Ist es nicht ein Unglück,…

„Ich bin dann mal bei mir“ von Verena Carl und Anne Otto

Der Titel ist grauenvoll und hatte mich eine Mischung aus Kalauern und Plattitüden im Susanne-Fröhlich-Stil befürchten lassen. Aber ich kenne die Schreibe von Verena Carl und mochte sie schon immer und wollte diesem Buch eine Chance geben. Ich wurde nicht enttäuscht. Denn in einer Mischung aus Selbstversuchs-Protokoll und populärwissenschaftlichen Erläuterungen in Form eines Briefwechsels gelingt…

„Der Mauersegler“ von Jasmin Schreiber

Ein wunderbares Buch! Eines, das von der Hybris der Menschen handelt, dem Hochmut eines Mediziners und seiner Flucht vor der Verantwortung.  Marvin, der Prometheus genannt werden will, hat seinen kranken Freund Jacob auf dem Gewissen, als er ihn in einer Studie behandelte und ihren Misserfolg vertuschte. Jetzt ist Jakob tot und Prometheus versucht, mit dem…

„Kleine Freuden“ von Clare Chambers

1957 ist Jean Ende dreißig, lebt bei ihrer unselbständigen Mutter und arbeitet als Journalistin bei einer Tageszeitung. Als eine gewisse Gretchen Tilbury sich meldet und behauptet, vor zehn Jahren ihre Tochter per Jungfernzeugung empfangen zu haben, beginnt Jean zu recherchieren. Dabei lernt sie auch die reizende Tochter und den Ehemann von Gretchen kennen und wird…

„Das Mädchen mit der lauternen Stimme“ von Abi Daré

Ein spannender Entwicklungsroman, der die Themen Kinderehe, Versklavung von Hausangestellten und Bildung für Mädchen im Nigeria der Gegenwart behandelt:  Adunni ist vierzehn, als sie die dritte Frau des Taxifahrer Morufu wird, der so alt ist, wie ihr Vater. Ihre Mutter ist tot, die ihr versprach, dass sie zu Schule gehen dürfe, um zu lernen. „Deine…

„Ein Raum aus Blättern“ von Kate Grenville

In diesem fiktiven Tagebuch der Elizabeth Macarthur hat die bekannte australische Autorin Kate Grenville einer der großen Frauenfiguren Australiens ein Denkmal gesetzt. Macarthur war als eine der ersten Frauen 1790 mit ihrem Ehemann in die Strafkolonie gereist und hat den Handel mit Schafswolle etabliert, und damit diesem Kontinent ihren Stempel aufgeprägt. Sie ziert die australischen…

„Der Panzer des Hummers“ von Caroline Albertine Minor

„Ein Zwiebelgeruch steigt aus der Erde auf, und in den lanzettförmigen Knospen der Buchenhecken, die sich farblich nicht von den glatten Zweigen abheben, drängen sich die Blätter zusammen wie Gäste einer Überraschungsparty.“ So klingt es, wenn Caroline Albertine Minor den Frühling beschreibt und ich finde das einfach großartig! In diesem Buch schildert sie, wie sich…

„Komplizinnen“ von Lola Lafon

Ein beeindruckender Roman über Kindesmissbrauch im Tanzmilieu, über Verdrängung und Vergessen, und vor allem das Verzeihen.Sich selbst und anderen: Cléo wohnt im Hochhaus einer französischen Banlieue in den Achtziger Jahren und träumt davon, Tänzerin zu werden. Sie wird von der eleganten Cathy „entdeckt“ und Männern zugeführt, die ihr schmeicheln und sie missbrauchen, ohne dass Cléo…

„Sein Name war Annabel“ von Kathleen Winter

In die enge Gemeinschaft der Trapperfamilien im kanadischen Labrador, zwischen Schneemonaten und heftigen, kurzen Sommern wird Treadway, halb Schotte halb Inuit, und seiner Frau Jacinta das erste und einzige Kind geboren. Es weist sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale auf, die sofort nach der Geburt mit einer Baumwolldecke versteckt und später operativ korrigiert werden, obwohl…

„Heiteres Wetter zur Hochzeit“ von Julia Strachey

Diese scharfzüngige Satire auf das bürgerliche Leben ist eine unterhaltsame Lektüre und für mich eine ganz besondere Entdeckung, da von Virginia Woolf gelobt und verlegt in ihrer Hogart-Press 1939.  Etwas verwirrend ist diese quirlige Hochzeitsgesellschaft zunächst schon, die sich in den zwanziger Jahren im Haus von Mrs. Thatcham am Tag der Hochzeit ihrer ältesten Tochter…

„Ein erhabenes Königreich“ von Yaa Gyasi

Sucht, diese leise schleichende Krankheit, schlängelt sich in das Leben von Familien und zersetzt sie mit ihrem Gift. Sorgt für Ohnmacht, Angst und Scham, die traumatisch und chronisch nicht nur das Leben der Abhängigen zerstören. So geht es Gifty, deren Bruder an einer Überdosis Heroin starb als sie zehn war und die nun als Neurowissenschaftlerin…

„Wieviel von diesen Hügeln ist Gold?“ von Cham Pam Zhang

Warum ein Western, fragte ich mich und doch war es mir sofort klar, als ich die ersten Seiten las. Nichts ist weißer, nichts amerikanischer und nichts männlicher und brutaler als der Goldrausch. Nichts bringt die gefährliche Seite des Kapitalismus, die Zerstörung ganzer Landstriche deutlicher zum Ausdruck als die Stollen, die Besessenheit, die rücksichtslose Gier dieser…

„Blaue Frau“ von Antje Ravik Strubel

„Sie taucht ihre Hände ins Meer. Ihre Augen werden vom Licht auf dem Wasser erfasst, und als sie die Hände hebt, sieht es aus, als würde sie sich ihr Spiegelbild vom Gesicht waschen. Langsam sinkt es auf den Grund.“ Alina lebt in Helsinki in einer unscheinbaren, möblierten Wohnung und plant, eine Anzeige zu machen. Geflohen…

„ Muttermilch“ von Melissa Broder

Rachel ist als eine American Jewish Princess von ihrer Mutter erzogen worden, trägt eine Kalorientabelle ins Hirn tätowiert und einen eigenartigen Selbsthass im Herzen, den sie als Comedian in witzige Pointen verwandelt. Sie arbeitet nach gescheitertem Schauspielstudium als Mädchen für alles in der Unterhaltungsindustrie von LA, doch ihre Mutter, die sie mit Telefonanrufen kontrolliert, ist…

„Blonde Roots“ von Bernardine Evaristo

Ein früheres Werk von Bernardine Evaristo, das ich allen nur empfehlen kann. Denn es ist unbeschreiblich, was sie mit diesem Buch in den Köpfen der Menschen anstellt, wie sie Tatsachen auf den Kopf stellt, Geschichte umschreibt, um neue Perspektiven erfahrbar zu machen. Sie dreht den Spieß einfach um. Schreibt nichts Geringeres als eine Dystopie in…

„Auszeit“ von Hannah Lühmann

Eine junge Frau nimmt wegen Überforderung eine Auszeit. Der Wehrwolf und seine Kulturgeschichte, das ist das Thema von Henriettes Dissertation. Sie steckt fest, kommt nicht weiter. Es ist aber auch ein beängstigendes Thema, man denkt an das große dunkle Tier, eine Art schwarzen Hund, man wundert sich etwas über diese platte Metapher für die Depression,…

„Der französische Gast“ von Dorothy Whipple

Dieses Buch, das erstmals in den Fünfziger Jahren veröffentlicht wurde und jetzt erst auf deutsch erscheint, hat natürlich das zu erwartende nostalgische Flair:  Wie in einem Film beschreibt es das zu perfekte bürgerliche Leben einer englischen Familie auf dem Land, der Vater Avery pendelt als Verleger nach London, die beiden Kinder Hugh und Anne sind…

„Thérèse und Isabelle“ von Violette Leduc

Diese Jugend. Diese Leidenschaft.Dieses Begehren! Violette Leduc ist hierzulande nicht wirklich ein Begriff, dabei war sie Zeitgenossin und Freundin von Simone deBeauvoir, doch ihre Bücher blieben auch in Frankreich lange in deren Schatten. Denn wie sie schrieb schien skandalös. Es waren die Fünfziger Jahre und sie schrieb wie keine Frau vor ihr, nannte die Dinge…

„Strände. Warum sie mich kaltlassen“ von Wanda Coleman

Wanda Coleman (1946-2013) war eine beeindruckende Dichterin, Essayistin und Romanautorin, die als erste afroamerikanische Frau 1999 den Lenore Marshall Poetry Prize der American Academy of Poets erhielt.  In diesem Buch, das erst kürzlich erschien, sind 120 ihrer Gedichte, Essays und „Briefe an eine große Schwester“ in der Übersetzung von Esther Ghionda-Breger versammelt, die eindringlicher und…

„Sommer“ von Ali Smith

Ali Smith, meine geliebte Sprachkünstlerin, hat ihre Tetralogie beendet und mich in faszinierenden Salti und Volten in ihre komplexe Geschichte „Sommer“ entführt.  Es ist ein verwirrendes, manchmal sogar wirres Buch. Und damit Spiegel der Zeit. Ein Buch, in dem einer Lehrerin ein Ziegelstein über den Kopf geschlagen wird, weil sie das ins Englische eingegangene deutsche…

„Miss Island“ von Audur Ava Ólafsdóttir

Die junge Hekla ist nach einem Vulkan benannt und unter ihrer Oberfläche brodelt es. Es ist eine hübsche Oberfläche, die meisten Menschen, insbesondere die Männer, finden Hekla schön. Aber sie lehnt es ab, an einer Miss-Wahl teilzunehmen, sie möchte Geld verdienen, um in Ruhe ihren dritten Roman und einige Gedichte zu schreiben. Es sind die…

„Die Hochzeit“ von Dorothy West

Unterhaltsam und nicht ohne Ironie für den Rassismus sowohl der Weißen als auch der schwarzen Community beschreibt Dorothy West (1907-1998),Mitbegründerin der Harlem Renaissance, den Tag der Hochzeit von Shelby Cole. Diese ist mit einem weißen brotlosen Musiker verlobt, anstatt einen erfolgreichen schwarzen Arzt zu ehelichen und enttäuscht damit beide Seiten ihrer sehr heterogenen Familie, ihre…

„Mr. Fortunes letztes Paradies“ von Sylvia Townsend Warner

Eine gelungene Satire voller Exzentrik in pointiertem und dennoch bildreichem Stil aus der Feder von Sylvia Townsend Wagner (1893- 1978), der Autorin von „Lolly Willows“: Ausgerüstet mit den Insignien britischer Lebensart, insbesondere einer Silbernen Teekanne und dem dazugehörigen Silberputzmittel, begibt sich ein alternder Missionar vor dem ersten Weltkrieg auf die Insel Fanua in Polynesien.  „Wie…

„Was wir scheinen“ von Hildegard E. Keller

Mit diesem beeindruckenden Roman lässt uns die Autorin hinter die Maske von Hannah Arendt schauen, einer Frau, die viel und absichtlich missverstanden wurde. Diese durch ihren Intellekt unnahbar scheinende Denkerin, die ich  Ketterauchend und harsch aus einer Filmbiografie mit Barbara Sukowa kannte und als Autorin durch ihr Buch über Rahel Varnhagen, sie wird in diesem…

„Die Frauen“ von Evie Wyld

Alles beginnt mit einer toten Frau und doch ist dies kein Krimi. Weitere tote Frauen säumen den Weg, den diese Geschichte nimmt. Und die Namenlosigkeit dieser Opfer irritiert nicht nur die Leser*innen, sie geistern durch die Leben und Häuser der Protagonistinnen dieser Erzählung, verwirren diese ebenfalls, teilweise bis hin zur Psychose. Es ist ein starkes…

„Wo niemand uns sehen kann“ von Bryn Chancellor

Dieses Buch hat mich sehr positiv überrascht, obgleich ich schon bei der Leseprobe begriff, dass diese Autorin mit liegt. Ich mag ihren Stil, die verschränkte, vielstimmige Erzählweise und die unmerkliche Art, wie sie ihre Figuren zu guten Bekannten der Leser*innen macht. „Jess schaute nach oben, und plötzlich war die Stille wie weggefegt. Der pechschwarze Himmel…

„Vom Ende eines Sommers“ von Melissa Harrison

Ein Buch, welches poetisch das harte Farmleben, das Ackern, Sähen, Mähen und Dreschen mit Pferdeflug, das Garbenbinden, das Feldausjäten, das Waschen von Hand beschreibt. Eine Geschichte, die einen schwülen Sommer heraufbeschwört, in dem sich für die junge Protagonistin alles verändert. Doch die trägen Tage, das gleichförmige arbeitsame Tagwerk wirken trotz der schönen Sprache langatmig, die…

„Die einzige Strasse“ von Astrid Rosenfeld

Ich liebe Astrid Rosenfelds Stil, seit ihr Trennungs-Roman „12 Mal Juli“ letztes Jahr eines meiner Highlights war. Dort hat sie es bereits geschafft, die Melancholie der Trennung im Einzelnen mit dem Aufspüren von Verbundenheit im Anderen zu lindern. In diesem ebenfalls sehr melancholischen Buch lernt man die Bewohner eines kleinen Bungalow-Parks kennen, die alle mehr…

„Dein ist das Reich“ von Katharina Döbler

Dieses Buch ist UNERTRÄGLICH und gerade deshalb so lesenswert! Die Namenlose Erzählerin führt in der Rahmenhandlung dieser Familiengeschichte Gespräche mit ihren Großmüttern, die in der deutschen Mission in Neuguinea im ersten Drittel des zwanzigsten Jahrhunderts als Missionsbräute lebten. Es wird die Begutachtung und Verschiffung der Frauen wie Vieh im Namen des Herrn beschrieben und der…

„Der Tod des Vivek Oji“ von Akwaeke Emezi

„Ich bin nicht, wofür mich alle halten. Das war ich nie (…) Aber wenn dich niemand sieht, bist du überhaupt noch da?“ Nigeria in den Neunziger Jahren. Nicht gerade ein liberales Pflaster. Die Menschen sind noch geprägt von Bürgerkriegserfahrungen, die Mittelschicht überwiegend christlich erzogen, die Kinder bereiten sich auf ein Studium im Ausland vor, sie…

„Bei den Wölfen“ von Sarah Hall

Ein erstaunliches Buch, kraftvoll und bewegt, obgleich viel beobachtet wird und nur langsame Entwicklungen beschrieben werden. Es erzählt die Geschichte von Rachel, die als Wolfsspezialistin ein Rudel Wölfe in einem Bereich des Lake District auf dem Grundbesitz eines reichen exzentrischen Lords ansiedeln soll. Sie hat eine schwierige Beziehung zu ihrer Mutter und ihrem Bruder und…

„Female Choice – Vom Anfang und Ende der männlichen Zivilisation“ von Meike Stoverock

Dieses sehr empfehlenswerte populäre Sachbuch ist eine unterhaltsame Einführung in die Reproduktionsbiologie und in die Folgen für die menschliche, insbesondere unsere androzentrische Gesellschaft. Auf den ersten Hundert Seiten wird zunächst einmal das Sexualverhalten im Tierreich anhand zahlreicher unterhaltsamer Beispiele erläutert, die Tatsache, dass Female Choice auf einem geringen Angebot an Eizellen und einem Überangebot an…

„Blütenschatten“ Annalena McAfee

Ich wollte dieses Buch mögen, denn eine Künstlerin in London das ist schonmal eine gute Voraussetzung, dass die Story meine wird. Doch irgendwie hat es nicht richtig gefunkt und ich denke, dass es einfach der Stil der Autorin ist, mit dem ich meine Probleme habe. Dabei ist er getragen, die Worte sind wohl gesetzt und…

„Die gefallene Stadt“ von Olivia Manning

Während des zweiten Weltkriegs leben 1940 Guy und Harriet Pringle in Bukarest und scheinen wie hypnotisierte Kaninchen dem zunehmenden Chaos und der Bedrohung der Stadt zuzusehen. Guy gibt Englisch-Kurse, die mit verzweifelt auf Visa wartenden Juden überfüllt sind, die sich in englischsprachige Länder flüchten wollen. Harriet schwankt zwischen abwartender Distanz der braven Ehefrau und dem…

„Such a fun age“ von Kiley Reid

Ein Unterhaltungsroman, der sich um Klassismus und Rassismus dreht, klang in meinen Ohren etwas schräg und anfangs war ich ziemlich unentschieden, ob das eine gute Idee ist. Emira, die schwarze Babysitterin der Weißen Bloggerin und Buchautorin Alix, die von New York nach Philadelphia gezogen ist, wird in einen rassistischen Vorfall verwickelt, als sie in einem…

„Always Happy Hour“ von Mary Miller

„Ich treibe auf einer billigen Luftmatratze, pink und schon etwas schlaff…“ So beginnt eine dieser beeindruckenden Kurzgeschichten, die von jungen Frauen sehr unterschiedlicher Art handeln, die alle auf ihre Art mit dem Leben und der Liebe ringen. Sie sind dysfunktional oder überängstlich, leben in emotionaler Abhängigkeit oder gehen völlig unbewegt oder in fortgeschrittener Einsamkeit durchs…

„Die Unbezwingbare“ von Katja Kettu

Lempi, eine Frau Mitte Fünfzig und ihrer Familie entfremdet, kommt nach Jahrzehnten zurück ins Ojibwe-Reservat, in dem sie als Kind einer nordamerikanischen Ureinwohnerin und eines Finnen aufgewachsen und aus dem sie später, als „Findianer“ beschimpft und gemobbt, geflohen war.  „Für mich bedeutete das ungefähr dasselbe wie dass die Verbindung zu der Welt ringsum endete, in…

„Schwester“ von Mareike Krügel

Iulia ist eine unzufriedene, unsichere, eher unsympathische Protagonistin, die inneren Halt bei Zahlen und Zynismus sucht, einem geregelten Bankjob nachgeht und sich über die Gläubigen der Kirche ihres Mannes, der Pfarrer ist, lustig macht. Sie bezeichnet sie als „Schäfchen“, distanziert sich von der Gemeindearbeit und gibt sich redlich Mühe, eine verständnisvolle Mutter für ihren Sohn…

„Hibiskus – Einfach köstlich nigerianisch kochen“ von Lopè Ariyo

Heute wage ich eine Kochbuchrezension, denn ich habe dieses wunderschöne Buch „Hibiskus- Einfach köstlich nigerianisch kochen“ ausprobiert!Es stammt von der nigerianisch-stämmigen Londoner Autorin Lopè Ariyo und ist darauf ausgerichtet, dass man auch in Europa die nirgerianischen Gerichte nachkochen kann.Es macht soviel Spaß, wenn man in afrikanischen oder asiatischen Lebensmittelläden nach den Zutaten stöbert und sich…

„Weiter Himmel“ von Kate Atkinson

Kate Atkinson schreibt geniale Thriller, die meist parallele Erzählstränge und zahlreiche Rückblenden enthalten und nur nach und nach die Zusammenhänge preisgeben. Dabei ist sie niemals auf schreiende Effekte aus. Das Grauen kommt meist leise daher, oder erbarmungslos lakonisch. Sie hat bereits 2004 mit der Thriller-Serie rund um den Privatermittler Jackson Brodie begonnen und jetzt endlich…

„Klasse und Kampf“ Maria Barankow und Christian Baron Hrsg.

Es scheint auf der Hand zu liegen, dass das Schriftstellerdasein mit Talent zu tun hat und mit Kreativität. Aber viel hat auch mit einem eisernen Willen zu tun, und dem Mut, sich in den Kampf zu stürzen, denn nicht jeder Autor*in wurden Geschichten vorgelesen, Bücher neben das Bett gelegt, Zeitungslektüre ermöglicht. Hier sind Texte, die…

„Abendflüge“ von Helen Macdonald

Welch wundervolles Buch! Helen McDonald schreibt so bunt, überschäumend und sprachmächtig, zart und zärtlich, dabei unglaublich kenntnisreich und vielschichtig über die Natur, die Welt, das Leben, dass man es wie einen Schatz in den Händen hält und andächtig von Geschichte zu Geschichte schreitet. Man hört das „durchsickernde Säuseln einer kleinen Brise über uns und ein…

„Wetter“ von Jenny Offill

So ein originelles Buch habe ich schon länger nicht gelesen! Formal durchaus anspruchsvoll fordert es besonders zu Beginn einiges an Konzentration. Splitterhaft setzt sich die Geschichte erst nach und nach zusammen, als sei sie auseinander gefallen und die Autorin sammele die Scherben ein.  „Ich war schon immer besessen von verschollenen Büchern, von all denen, die…

„Konstellationen“ von Sinéad Gleeson

Wenn es um den Körper geht und seine Vermessung im faustischen Sinne von „Ach neige, Oh Schmerzensreiche“… dann macht wohl niemand Sinéad Gleeson etwas vor. Als Kind ist sie bereits mit 13 Jahren an Monoartikulärer Arthritis der Hüfte erkrankt, die schmerzhaft ist und durch wochenlange Ruhigstellung behandelt wird und ihr Krücken, den Rollstuhl und noch…

„Die jüngste Tochter“ von Fatima Daas

Meine absolute Favoritin für den internationalen Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt 2021: „Er sagt: Du bist nicht meine Tochter. Zu meiner Beruhigung verstehe ich, dass ich sein Sohn bin.“ Fatima ist die jüngste Tochter nach Paris ausgewanderter Algerier. Sie heißt nach Mohameds jüngster Tochter. Sie heißt wie eine kleine entwöhnte Kamelstute. Sie ist…

„Country Place“ von Ann Petry

Dieses Buch der schwarzen Autorin Ann Petry von 1947 spielt in einer weißen Kleinstadt. Ich-Erzähler ist der Apotheker, aber es kommen multiperspektivisch auch Wiesel, der Taxifahrer, Johnnie, der junge Kriegsheimkehrer und seine Frau Glory sowie deren Mutter Lillian zu Wort und zahlreiche andere Bewohner des Städtchens.  Wer nicht zu Wort kommt, ÜBER wen sie reden,…

„Im gleißenden Licht der Sonne“ von Clare Clark

Ein Kunst-Roman im Berlin der Zwanziger Jahre!  Erzählt wird er aus drei verschiedenen Perspektiven: Julius Köhler-Schultz ist ein beinahe sechzigjähriger konservativer Kunstkritiker, der ziemlich von sich eingenommen erscheint. Seine Frau ist halb so alt wie er und verlässt ihn in einem dramatischen Kapitel gleich zu Anfang des Buches. Sie nimmt nicht nur ihren gemeinsamen Sohn…

„Unter Deck“ von Sophie Hardcastle

Triggerwarnung: sexualisierte Gewalt! Wie kann ein Buch, in dem eine Vergewaltigung vorkommt, schön sein? Dies ist Sophie Hardcastle tatsächlich gelungen, denn ihre poetische Sprache ist wie ein warmer Mantel, in den man sich hüllen, sich darin verstecken kann, wenn die beschriebene Situation einen womöglich überfordert. Sie bietet schöne Sätze an wie eine hilfreiche Hand, die…

„Die Skrupellosen“ von Sadie Jones

Sadie Jones ist eine wirklich begabte Erzählerin. Wie sie in diesem Psychothriller die Richtung vorgibt, unterschwellig, konsequent und unnachgiebig, ist beeindruckend und beängstigend. Sie benennt die Dinge nicht, sie zeigt sie in den Aktionen und Reaktionen der Menschen und darin liegen eine seltsame Unausweichlichkeit und Spannung. Bea und Dan sind verheiratet und leben von ihrem…

„Wenn die Zeit stehen bleibt“ von Jacqueline Woodson

Jacqueline Woodson (*1963) hat diesen Roman bereits 1998 geschrieben. Es ist ein Liebesroman doch er beginnt mit der Einsamkeit der Teenagerzeit und der Entfremdung von den Eltern. Eines Tages aber poppen plötzlich Glücksgefühle und die Verunsicherung der ersten Liebe auf, die verstärkt wird durch die Differenz der Hautfarbe. Denn Jeremiah ist schwarz und Ellie ist…

„Warten auf Eliza“ von Leaf Arbuthnot

Gelungene Zutaten: eine queere Hauptfigur und eine einsame Witwe zwischen den Türmen von Oxford. Sie leben in gegenüberliegenden Wohnungen in der Swinburne Road und versuchen, der Einsamkeit zu entkommen. Diese hat sich aus unterschiedlichen Gründen in ihre Leben geschlichen, wie ein heimtückische Krankheit, und raubt ihnen Energie und Lebensfreude. Die Studentin Eliza trauert einer Ex-Freundin…

„ Es muss schreien, es muss brennen“ von Leslie Jamison

Die Essays, die in diesem Buch versammelt sind, sind originell, informativ und gleichzeitig unterhaltend und selbstreflexiv und damit eine wirklich ideale Mischung. Sie sind in drei Abschnitte gegliedert die „Sehnen“, „Schauen“, „Bleiben“ betitelt sind. Leslie Jamison erweist sich darin als Journalistin, die den Geschichten nicht nur auf den Grund geht, sondern einen Sinn zu geben…

„ Dinge, die das Herz höher schlagen lassen“ von Mia Kankimäki

Leider eine Enttäuschung: Als sie achtunddreißig ist und einen Burnout hat, weil sie ständig Werbeslogans für Bücher erfinden muss, geht die Autorin Mia mit einem Sachbuchstipendium nach Japan, um mehr über die Hofdame Sei Shonagon herauszufinden, deren „Kopfkissenbuch“ sie in einen unwiderstehlichen Strudel aus Verwunderung und Vertrautheit gezogen hat. Doch die Vorstellungen von Mia beruhen…

„Sister Outsider“ von Audre Lorde

„Wenn wir uns trotz aller Unterschiedlichkeiten auf Augenhöhe begegnen, widerlegen wir die Mythen, die sich seit jeher um Verschiedenheit ranken. Diese Mythen spalten uns, und wir sollten uns fragen: wer profitiert davon?“ Andre Lordes Worte sind noch immer aktuell und Richtungsweisend, auch und vor allem in der aktuellen Identitätsdebatte. In einem ihrer Essays spricht sie…

„Die Töchter des Nordens“ von Sarah Hall

Dieser Roman ist Dystopie und Utopie in einem und zog mich von Beginn in seinen Bann. „Wenn man jung ist, hat man keine Angst vor dem, was möglich ist. Man kann sich nicht vorstellen, dass die Welt tatsächlich zu Schaden kommen kann, dass während der eigenen Lebenszeit irgendeine echte Katastrophe eintreten wird.“ Doch im England…

„Aufregende Zeiten“ von Naoise Dolan

Ava lebt in Honkong mit dem Banker Julian zusammen. Sie ist 22, unterrichtet Englisch und weiß nichts mit ihrem Leben anzufangen. Das erste Viertel des Buches dreht sich darum, wie unangenehm es ihr ist, sich aushalten zu lassen und wie sie das andrerseits entlastet und ein klein wenig genießt. Die beiden lieben sich nicht, es…

„Wir Gotteskinder“ von Nana Oforiatta Ayim

Dies könnte ein Märchen mit einer Prinzessin und dem König eines wundersamen, verschollenen Reiches sein. Doch was nach Fantasy klingt, ist die bittere Realität kolonialer Aneignung aus einer ganz neuen, frischen Perspektive erzählt: Maya wächst in Deutschland auf, ihre Eltern Stipendiaten aus Ghana, die kamen und blieben, nachdem das Königreich ihres Großvaters mütterlicherseits in Afrika…

„Die kleine Bücherei in der Church Lane“ von Rachael Lucas

Die Titelgebende Bücherei kommt zwar nur am Rande vor, dennoch ist das Buch der auf dem Cover versprochene Feel-Good-Roman: Die dreiunddreißigjährige Lucy benötigt eine Auszeit und mietet für ein paar Monate ein günstiges Cottage, bei dem sie eine ältere Nachbarin mitbetreuen soll. Das Häuschen liegt in der Nähe von Bletchley-Park, wo Lucy, ihres Zeichens Geschichtslehrerin,…

„Die Beichte einer Nacht“ von Marianne Philips

Nach sieben Monaten des Schweigens berichtet Heleen, Insassin einer Nervenheilanstalt, der Nachtschwester von ihrem Leben.In einer wie atemlos erscheinenden Beichte hetzt sie ohne Kapiteleinteilungen auf den Wegen, die ihr Leben nahm. Dabei betont sie immer wieder, dass es ihre eigenen Entscheidungen waren, die sie traf. Sie stammt aus armen Verhältnissen, hatte neun Geschwister und musste…

„Das Wanderkind“ von Aude

Dieses Buch ist ein emotionaler Parforceritt, eine Achterbahnfahrt der Gefühle und obwohl es letztendlich versöhnlich endet und in poetischer Klarheit geschrieben ist, muss ich eine Triggerwarnung aussprechen. Es geht um Trauer und Verlust und um das Loslassen geliebter Menschen. In diesem etwas anderen, beinahe märchenhaften Roman sind Themen wie Totgeburt, Fehlgeburt ebenso präsent wie jugendliche…

„Zwischen den Meeren“ von Sarah Moss

Ally hat als eine der ersten Frauen Englands Medizin studiert und sie hat dennoch einen Ehemann gefunden und ist nach Cornwall gezogen. Nur leider muss ihr Tom sich auf eine Monatelange Reise nach Japan begeben, denn er ist Ingenieur und baut Leuchttürme überall auf der Welt. Er bringt Licht in das Dunkel der Stürme, warnt…

„Die Fremde“ von Claudia Durastanti

In äußerst poetischem Stil schreibt Claudia Durastanti diese außergewöhnliche autobiografische Familiengeschichte, in der die Taubheit beider Eltern sich nachdrücklich auf ihren eigenen Umgang mit Worten, ihre Entwicklung als Sprechende und Schreibende auswirkte. „Anfangs lebte sie also noch nicht in einer Überdruckkammer der Stille, ihre Hörschnecke war unregelmäßig gebrochen, so kamen und gingen die Geräusche, und…

„Wunderland“ von Claire Messud

Dieses Buch ist komplizierte Liebesgeschichte und Psychothriller in einem und ich konnte mich kaum davon trennen: Die Lehrerin und Hobby-Künstlerin Nora Eldridge führt ein unspektakulären Leben, bis der kleine Reza in ihre Klasse und damit seine Familie in ihr Leben tritt. Seine Mutter Sirena ist eine bekannte italienischstämmische  Künstlerin und sein Vater ein Geschichtsprofessor mit…

„Englische Liebschaften“ von Nancy Mitford

Eine Realsatire auf die britische Upperclass – das ist dieser wunderbar unterhaltsame Roman von Nancy Mitford (1904-1973), die in diesem Buch ihrem herrischen Vater als Lord Radlett ein Denkmal setzt. „Dieser gewalttätige, unbeherrschte Mann kannte keinen mittleren Kurs, genausowenig wie seine Kinder, entweder er liebte oder er hasste, und das muss man sagen: meistens hasste…

„Sie spielte wie im Rausch – Die Schauspielerin Maria Orska“ von Ursula Overhage

Die Orska, wie sie gleich nach ihrem Durchbruch als Lulu 1916 genannte wurde, hieß eigentlich Rahel Blindermann und wurde in der Ukraine geboren. Sie war stolz auf ihren ostischen Akzent und verdrehte den Kulturliebhabern, Theaterkritikern und sämtlichen Männern den Kopf. Ihr Wikipedia-Artikel ist mickrig, daher ist es ein umso größerer Verdienst der Autorin und des…

„Leute wie wir“ von Diana Evans

Diana Evans, die 2006 den Orange Prize für Fiction gewann, hat mit „Leute wie wir“ einen beeindruckenden Roman über die schwarze und multiethnische britische Mittelschicht vorgelegt, die in der Literatur bisher deutlich unterrepräsentiert ist. Er behandelt das ganz normale Leben befreundeter Ehepaare mit Kindern, und wie sie durch Beziehung und Familiengründung sowie Hauskäufe in feste…

„Für ihr Land“ von Helmi Schausberger

Frauenpower im irischen Freiheitskampf! Blutig, spannend und verwirrend, genauso wie der irische Freiheitskampf war, beginnt das Buch von Helmi Schausberger. Es gelingt der Autorin trotz der teilweise etwas holprigen Sprache gut, Empathie für ihre beiden Heldinnen, die Nationalistin Eileen und die Unionistin Josie zu wecken. Obwohl sie auf unterschiedlichen Seiten stehen, geraten sie gemeinsam in…

„Unrast“ von Olga Tokarczuk

Ich bin fröhlich hineingesprungen in dieses Buch und habe mich staunend und ergriffen durch seine wunderbaren Seiten treiben lassen. Gerade in Zeiten von Corona war das ein außerordentliches Lese- und Reisevergnügen. Denn das Leben ist Bewegung, kein Stillstand, des Menschen Wesen die Entwicklung. Ausgehend vom Kindlichen Begreifen des eigenen Ich im Alter von fünf Jahren…

„Afrikas Kampf um seine Kunst“ von Bénédicte Savoy

Ein unglaublich interessantes, genau recherchiertes Buch mit einer ausführlichen Bibliografie am Ende, das die Bemühungen zur Rückgabe Afrikanischer Raubkunst und die erfolglosen Restitutionsverhandlungen bis 1984 behandelt. Nachdem 18 afrikanische Staaten 1960 ihre Unabhängigkeit erreicht hatten, wurde bereits 1965 in einem französischen Artikel des aus Benin stammenden Journalisten und Herausgeber Paulin Joachim die Rückgabe der Afrikanischen…

„Alles glänzt“ von Jacqueline Woodson

Jacqueline Woodson (*1963) ist eine amerikanische Autorin und für mich eine wirkliche Entdeckung! In ihren Werken behandelt sie vor allem die Themen Rassismus und Identität. Sie hat 2014 den National Book Award gewonnen und die Hans-Christian-Andersen Medaille 2020 sowie weitere Preise. Manche vergleichen Sie mit Ihrem Vorbild Toni Morisson und auch mich hat ihr besonderer…

„Hin und Zurück“ von Tessa Hadley

Dieser Roman, der bereits vor zehn Jahren in England und hier gerade erst auf deutsch erschien, beschreibt aus zwei verschiedenen Perspektiven das Leben als wechselvolles Spiel, als Abfolge verschiedener Phasen. Als Hin und Her zwischen unterschiedlichsten Gefühlen und Lebenskonstellationen. Paul lebt in zweiter Ehe mit Elise und ihren beiden Töchtern auf dem Land in Wales.…

„Frühling“ von Ali Smith

Wow, was für ein schrecklich-schönes Buch! Der dritte Band von Ali Smiths Jahreszeiten ist für mich der bisher düsterste Band, kraftvoll und politisch expliziter formuliert, dennoch wieder großartig experimentell von Smith komponiert. Sie spielt mit den Gefühlen der Leser ebenso wie mit den Worten, Geschichten und Kulturreferenzen, streut Worthülsen des Internet-Slangs genauso wie Troll-Kommentare zwischen…

„Botschaften an mich selbst“ von Emilie Pine

Emilie Pines Buch ist „Irish Book of the Year“ und es ist wundervoll! Es ist traurig und schockierend. Es ist rührend, erschütternd und doch irgendwie vertraut.Diese Autorin schafft es, mit ihren persönlichen Geschichten den Gefühlen aller Frauen Ausdruck zu verleihen, die solches oder Ähnliches erlebt haben. Denn es sind keine unbekannten Szenarien.  „Und so sieht…

„Iva atmet“ von Amanda Lasker-Berlin

Ein sehr interessanter, gut geschriebener Roman, der die Frage nach dem Umgang mit Schuld und Verschweigen in der Familiengeschichte verhandelt.  Iva ist dreiunddreißig und mit Roy verheiratet. Iva ist Ärztin, Roy Akrobat. Iva in einer reichen Anwaltsfamilie aufgewachsen, Roy im Zirkus. Sie kennen sich seit ihrer Kindheit und wissen um die jeweils andere Familiengeschichte: Ivas…

„Lucy“ von Jamaica Kincaid

In diesem schmalen Roman beschreibt die großartige antiguanisch-amerikanische Autorin Jamaica Kincaid (*1949) die Emanzipation einer jungen Frau von ihrer Familie und den Aufbruch in ein eigenes Leben: Lucy geht als Au-Pair Mädchen aus der Karibik zu einer wohlhabenden weißen Familie in New York. Sie gewöhnt sich schnell an Kühlschränke und Aufzüge, an gut gemeinte Ratschläge…

„Die Welt ohne Fenster“ von Barbara Newhall Follett

Eine spannende Sache, die wunderschöne Neuauflage dieses kleinen Romans von 1926 aus der Feder eines 12-jährigen Wunderkindes. Laut dem Vorwort von Jackie Morris, der Illustratorin diese hübschen Bandes, hat die Autorin bereits im Alter von acht Jahren daran zu schreiben begonnen. Bei einem Brand wurde das Manuskript zerstört und das Mädchen setzte sich hartnäckig daran,…

„Wo Licht ist“ von Sarah Moss

Einer der schönsten historischen Romane, die ich seit langem gelesen habe und ein feministischer noch dazu! Das ist eigentlich nicht so mein Genre, aber die Themen Frauenbildung und weibliche Ärzte im neunzehnten Jahrhundert haben mich dann doch sehr gereizt. Es ist wunderbar poetisch geschrieben und geschmeidig übersetzt, dieses Buch, das den schwierigen Weg einer jungen…

„Bonjour Liberté“ von Julia Korbik

Dieses Buch ist flüssig geschrieben und hat mich von der ersten Seite gefesselt, wie ein guter Roman. Obwohl ich die Autorin Francoise Sagan schon lange kenne, hatte ich noch keine Biografie über sie gelesen. Der Charme von Julia Korbiks Buch besteht darin, Anekdoten und Zitate aus Sagans Tagebüchern einzuflechten und auch andere Zeitgenossinnen zu Wort…

„Der silberne Elefant“ von Jemma Wayne

Ich war schon lange nicht mehr so enttäuscht von einem Buch. Ein Fall von missratener Betroffenheitsliteratur, der bei mir einen unguten Nachgeschmack hinterlässt. Dabei hatte es so verheißungsvoll geklungen, eine Geschichte über drei sehr unterschiedliche Frauen, die durch den Bürgerkrieg in Ruanda zusammengeführt werden. Die Geschichte ist gut erzählt und ich bin ihr im ersten…

„Betrachtungen einer Barbarin“ von Asal Dardan

Ein schmaler Essayband, der die Gefühle von Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus, Einsamkeit und fluktuierenden Zugehörigkeiten greifbar zu machen sucht. Die Autorin erzählt sehr persönlich aus ihrem Leben, beginnend mit der Flucht ihrer Eltern aus dem Iran, als sie ein Baby von einem Jahr war. Die Flucht sei eine Erzählung für sie, keine Realität, für ihre…

„Frauen und Macht“ von Mary Beard

In diesem kleinen aber schwerwiegenden Buch sind zwei Essays von 2014 und 2017 der englischen Historikern Mary Beard versammelt, in denen sie versucht, die Diskriminierung und Frauenfeindlichkeit in Politik und Öffentlichkeit zu ergründen. Sie weist auf die weit zurückliegenden Ursprünge in Homers Odyssee hin, wo der junge Telemachos in aller Öffentlichkeit seiner Mutter und der…

„Ich. Sie. Die Frau“ von Nina Weijers

Ein Roman über das Schreiben und das erschaffen von Leben durch das Schreiben. Aber auch über das Leben mit und durch das Schreiben und die Möglichkeiten, die darin stecken.  Die Geschichte selbst, in deren Zentrum eine fünfunddreißigjährige Autorin steht, ist ziemlich verwirrend. Bei einer offensichtlichen Buch-im-Buch-Thematik fragt man sich bald, welcher Anfang der reale und…

„Patience geht vorüber“ von Margaret Goldsmith

Patience lebt als Tochter einer Engländerin und eines deutschen im Berlin des ersten Weltkriegs. Ihrer Kindheitsfreundin Grete ist sie mehr als nur freundschaftlich verbunden, es entwickelt sich eine lesbische Liebesbeziehung gleichzeitig mit ihrem Flirt mit Joachim, einem Soldaten, den sie aus Mitleid auf einem Heimaturlaub heiratet. Sie nimmt an, er würde den Krieg nicht überleben,…

„Why we matter“ von Emilia Roig

Ein intelligentes, weitgreifendes und sehr persönliches Buch. Diese geradezu intime Herangehensweise an das Thema erlaubt es allen Leser*innen, sich mit der Autorinnen zu solidarisieren. Sie bietet ihre Lebensgeschichte an wie eine gute Freundin, ihr Ton ist freundlich, verständnisvoll und empathisch, denn sie kennt die Unsicherheiten von Weißen, sie hat in ihrer sehr gemischten Familie ihre…

„Phänomenale Frauen“ von Maya Angelou

Maya Angelou (1928-2014) war eine amerikanische Schriftstellerin und Lyrikerin, Schauspielerin, Theater- und Filmregisseurin. Nach einer schweren Kindheit mit Missbrauchserfahrung im rassistischen Süden der USA, entwickelte sie sich zu einer wichtigen Stimme des Widerstandes, zur Bürgerrechtlerin und engen Vertrauten von Martin Luther King und Malcolm X. Die Worte, die sie in dieser wunderbaren Gedichtsammlung für das…

„Adas Raum“ von Sharon Dodua Otoo

Es ist ein wirklich besonderes Frühjahr mit  wunderbaren und ungewöhnlichen Büchern schwarzer Autorinnen und „Adas Raum“ reiht sich mit seiner beinahe experimentellen Struktur und Thematik nahtlos in diese Reihe ein. Dieser Roman ist eine Offenbarung. Ein Stück wirklich relevante, große Literatur! Es beginnt mit einer Babyleiche an der Goldküste Afrikas im fünfzehnten Jahrhundert. Die hier…

„Ein halbes Lächeln“ von Anne Enright

Kurzgeschichten zu lesen ist wie eine Begegnung mit dem richtigen Leben. Gerade im Lockdown habe ich sie zu schätzen gelernt. Diesen flüchtigen Blick in eine fremde Existenz, die Begegnungen, die den Tag bereichern, wenn man eigentlich nur im Haus sitzt. Natürlich lese ich auch gerne tagelang an einem Roman. Aber diese Kurzgeschichten von Anne Enright…

„Jugend“ von Tove Ditlevsen

Ich habe mich sehr gefreut, durch die Neuauflage ihrer autobiografischen Bücher diese mir bisher unbekannte, dänische Schriftstellerin zu entdecken. Tove Ditlevsen ist in diesem zweiten Band mit dem Titel „Jugend“ fünfzehn und lebt in den Dreißiger Jahren im Arbeitermilieu Kopenhagens. Sie arbeitet als Hausmädchen in einer Pension und träumt davon, ihrem drögen Alltag und ihrem…

„Identitti“ von Mithu Sanyal

So ein radikales, zeitgemäßes, originelles und sehr witziges Buch!  Eine Protagonistin, die mit einer vielarmigen teuflischen indischen Rachegöttin spricht.  Eine indische Professorin, die sich als weiße Mittelschichtsfrau entpuppt und eine afroamerikanische Freundin mit weißer Haut hat, die an einer Pigmentstörung leidet.  Eine absolut verdrehte Welt präsentiert uns Mithu Sanyal in ihrer faszinierenden Geschichte, wo nichts…

„Mädchen, Frau etc.“ von Bernardine Evaristo

Mit Diesem Buch hat die großartige Autorin den Booker-Preis 2019 gewonnen! Schon rein formal ist dieses Buch etwas Besonderes. Ohne Punkte folgt Satz auf Satz, atemlos, fortlaufend. Wie in einer ununterbrochenen direkten Rede wird hier die Geschichte der schwarzen Frau in all ihren Schattierungen mehrstimmig erzählt. Unmittelbar ist die Wirkung, authentisch und sehr persönlich. Sofort…

„Kim Jiyoung, geboren 1982“ von Nam-Joo Cho

Die Autorin erzählt auf lakonische Art und Weise die Geschichte von Kim Jiyoung, die nach der Geburt ihrer Tochter allmählich den Verstand verliert.  Es ist die Geschichte aller koreanischer Frauen, die beispielhaft auch als Mutter und Großmutter der Hauptprotagonistin auftauchen. In dieser fiktiven Erzählung werden immer wieder reelle Zahlen und Fakten genannt, die ihr eine…

„Gespenster“ von Dolly Alderton

Ich habe schon lange nicht mehr einen so gut geschriebenen Unterhaltungsroman gelesen! Denn eigentlich lese ich ungern diese Formate, wo die Suche nach Mr. Right der einzige Lebenszweck ist und Frauenfreundschaften zu kitschiger Zuckerwatte aufgeblasen werden. Aber hier gibt es neben Liebe auch Verachtung und Mitleid und wirklich Zoff zwischen den Freundinnen. Die Männer sind…

„Carmels Suche nach Liebe“ von Hilary Mantel

Diesen Entwicklungsroman von der provinziellen Klosterschülerin Carmel zur emanzipierten jungen Frau stattet Hilary Mantel wieder mit lustvoll bildreichen Charakterzeichnungen aus und mit feiner Ironie. Die Zweifel und Unsicherheiten werden dabei nicht ausgelassen, es ist das langsame hineinwachsen in das eigene Leben, das Auffalten der Flügel, nachdem sie dem Kokon des Elternhauses entschlüpft ist. Carmel kommt…

„Judith und Hamnet“ von Maggie O`Farrell

Dies ist ein Buch über Liebe und Tod, das Sein und das Nichtsein, und die tröstende Kraft der Literatur. Ausgangspunkt: eine verbotenen Liebe wie bei Romeo und Julia, zu einem schmächtigen Dichter, dessen Persönlichkeit nicht greifbar, der eine Leerstelle als Vater, ein dichtendes Gespenst ist, dessen Name nie genannt wird. Es beschreibt die natürliche und…

„Seitenwechsel“ von Nella Larsen

Nella Larsen ist hierzulande weitgehend unbekannt und doch eine beeindruckende Stimme der afroamerikanischen Literatur. Mit diesem psychologischen Buch über Rassismus und schwarze Identität, den Wunsch, weiß zu sein und die seelischen, gesellschaftlichen und sozialen Risiken, die ein sogenannter Seitenwechsel hellhäutiger Schwarzer mit sich bringt, war sie ihrer Zeit und den thematisch ähnlichen Büchern so bekannter…

„Girl meets boy“ von Ali Smith

„Ich erzähl euch mal von der Zeit, als ich ein Mädchen war, sagt unser Großvater.“ Das ist der interessanteste erste Satz, den ich seit langem gelesen habe und er ist Programm. Mit dieser originellen Liebesgeschichte, die den Bogen vom mystischen Schottland der Neuzeit ins mythische Griechenland von Ovids Metamorphosen spannt, hat Ali Smith mich wieder…

„Die Hälfte der Sonne“ von Chimamanda Ngozi Adichie

Mit diesem Roman hat die wunderbare Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie bereits 2007 den Womens Prize vor Fiction gewonnen und im vergangenen 25.Jubiläumsjahr 2020 wurde sie dafür noch einmal zum „Winner of the Winners“ gekürt. Es ist ein großartiger Roman, der die Ambivalenz Nigerias gegenüber der ehemaligen Kolonialmacht England bereits ganz zu Anfang meisterlich ins Spiel…

„Das Verschwinden der Erde“ von Julia Phillips

Eine wirklich ungewöhnlich konstruierte Geschichte in einem fremdartigen, exotisch-nordischen Setting, die in literarisch ansprechender Form Fragen nach Identität, Geschlechtergerechtigkeit, Zugehörigkeit, Rassismus/Klassismus verhandelt, gegossen in die Form eines leicht unterkühlten, zähflüssigen Thrillers, geschüttelt mit einem ordentlichen Schuss Melancholie und garniert mit der zarten Blüte der Hoffnung. Lange hat mich der Titel dieses Buches ratlos gemacht, denn…

„Herzklappen von Johnson und Johnson“ von Valerie Fritsch

Ein ganzes Buch ohne eine einzige direkte Rede! Besser könnte man die Verschwiegenheit der Großeltern, das Tabu und die Schuld, über die niemals geredet wurde, nicht darstellen. Es sind Almas Großvater und ihre Großmutter, die in einzelnen Sätzen, Blicken, Stimmungen die Enkelin mit dem Fluidum ihrer Vergangenheit durchdringen, bis sie darin eingelegt ist wie eine…

„Das Baby ist meins“ von Oyinkan Braithwaite

Kein kaukasischer, nein, ein afrikanischer Kreidekreis müsste in diesem Drama um das niedliche Neugeborene gezogen werden, um das sich zwei Furien streiten. Dieses ungewöhnliche Kammerspiel der nigerianischen Autorin Oyinkan Braithwaite ist modern und spannend und spielt bereits zur Zeit der Corona-Pandemie: Bambi ist ein Macho und Frauenheld, der alle paar Monate eine neue Freundin hat.…

„Mein Jahr der Ruhe und Entspannung“ von Ottessa Moshfegh

„Mein Aussehen machte mich zur Gefangenen einer Welt, in der Aussehen mehr zählte als alles andere.“ Mitte Zwanzig, mit einem Abschluss in Kunstgeschichte und haufenweise geerbten Geldes nach dem Tod beider Eltern, igelt sich die Erzählerin in ihrem schicken Appartement an der Upper East Side ein und will nur noch schlafen. Beziehungsunfähig, lebensunfähig und ohne…

London, My Love

Dieser wunderbare Band versammelt die schönsten Erzählungen oder Romanausschnitte, die sich um die Liebe drehen und allesamt in London spielen. Sieben namhafte Autorinnen und zehn Autoren kommen zu Wort und gestalten trotz dieser übereinstimmenden Themen erstaunlich unterschiedliche Geschichten. Da ist beispielsweise die Wunderbare Mutter-Tochter-Beziehung aus Jane Gardams Feder, in der Missbilligung und Antipathien nach außen…

„Robinsons Tochter“ von Jane Gardam

Jane Gardam ist eine meiner absoluten Lieblingsautorinnen. Anders als bei ihrer Trilogie um Old Filth herrschen in dieser Geschichte der grandiosen Erzählerin die leisen Töne vor. Sie erzählt vom Leben der Polly Flint, die zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts als Waise bei zwei Tanten aufwächst, völlig isoliert vom wahren Leben, denn da sie ein Mädchen…

„Das Schloss in den Wolken“ von Lucy Maud Montgomery

Lucy Maud Montgomery (1874 – 1942), eine kanadische Schriftstellerin, die mit ihren Jugendbüchern der Reihe „Anne auf Green Gables“ bekannt wurde, schrieb  mit „Das Schloss in den Wolken“ einen entzückenden Entwicklungsroman für Erwachsene: Valancy Stirling kämpft um ein selbstbestimmtes Leben, was als junge Frau im ländlichen Kanada zu Beginn des 20ten Jahrhundert nicht wirklich einfach…

„Ediths Tagebuch“ von Patricia Highsmith

Patricia Highsmith at her best.  Es geht schon mal gar nicht gut los: Der zehnjährige Sohn der Journalistin Edith versucht ihre Katze zu töten (anstatt sie zu retten). Doch sie verdrängt das lieber und beginnt, ihren Umzug vom New York der Fünfziger Jahre nach Pennsylvania durchzuziehen. Dort wird Edith von ihrem Mann genötigt, seinen alten…

„Miss Bensons Reise“ von Rachel Joyce

Die Hauswirtschaftslehrerin Margery verdrängt den Selbstmord ihres Vaters, als sie ein Teenager war. Der Mythos des goldenen Käfers in Neukaledonien, von dem er ihr erzählte, ist alles, was sie als Erinnerung an ihn zulässt und eines Tages, als sie arm, alternd und gedemütigt ein Paar Stiefel stiehlt, beschließt sie, ihr Leben aufzugeben, und ihrem Traum…

„Wem erzähle ich das?“ von Ali Smith

Eine namenlose Protagonistin trauert um ihre verstorbene Partnerin, ein Jahr und ein Tag ist dieser Verlust nun her, da taucht ihr Geist mit Sprachstörungen wieder auf und setzt sich an ihren Schreibtisch, um zu arbeiten. Die verstorbene Schriftstellerin sollte Vorträge für Studenten halten, unter anderem über Zeit und Form in der Literatur. Und während sie…

„Franziska Linkerhand“ von Brigitte Reimann

Ich habe mich im Rahmen eines Lesekreises herangetraut an Brigitte Reimanns (1933 -1973) wohl bekanntesten Roman, den „DDR-Roman“, den unvollendeten, und fühle mich ziemlich hin- und hergerissen: Die Sprache liebe ich! Es schien mir, als würde ich einen weiblichen etwas moderneren (aber nicht allzusehr) Thomas-Mann lesen, mit 10-Zeilen langen Schachtelsätzen und Abschweifungen, wo die Möglichkeit…

„Love Addict“ von Kate Davies

Man könnte meinen, dieses Buch handele von nichts Anderem als von Sex. Es ist eine witzige Mischung aus Liebes- und Entwicklungsroman gepaart mit Sachbuchabschnitten à la „Lesbischsein für Dummies“ und beschreibt das Coming-out von Julia, die Mitte zwanzig ist und bisher in heterosexuellen Beziehungen gelebt hat. Als sie sich in die Künstlerin Sam verliebt, muss…

„Die innersten Geheimnisse der Welt“ von Rose Tremain

Rose Tremain ist eine wundervolle Erzählerin. Sie hat einen sehr eigenen, ruhigen Erzählduktus, sowohl in ihren „modernen“ als auch in den historischen Romanen. Dieses neue Buch der alten, englischen Lady erzählt von der Selbstfindung und dem Coming out der viktorianischen Arzttochter und Krankenschwester Jane Adeane. Parallel dazu erfahren wir die Geschichte des Naturforschers Edmund Ross…

„Fliegen, Tanzen, Wirbeln, Beben“ von Katherine Mansfield

Vignetten eines Frauenlebens 1903 -1922. Ich habe vor Jahren Katherine Mansfields Kurzgeschichten gelesen und besonders die aus der deutschen Kur-Kultur sind kaum zu überbieten an prägnantem Wortwitz und Ironie. Nun ihre Tagebücher zu lesen, auch die teils melodramatischen Zeilen der erst siebzehnjährigen und später die literarisch sichereren Worte der Dreißigerin, hat etwas Feierliches und gleichzeitig…

„Zuflucht“ von Merilyn Simonds

Ich mochte das Buch und ich mochte die Sprache dieser preisgekrönten kanadischen Autorin, allerdings hätte ich mir eine leichte Verschiebung des Fokus gewünscht. Es wird das Leben einer über Neunzigjährigen erzählt, die zurückgezogen auf einer kleinen Insel in einem See in Ontario lebt und deren Abgeschiedenheit von einer geflüchteten jungen Frau aus Burma gestört wird.…

„Spritzen. Die Geschichte der weiblichen Ejakulation“ von Stephanie Haerdle

Die weibliche Sexualität ist eine komplizierte Sache. Dass Frauen anders ticken als Männer, ist mittlerweile bekannt. Weniger bekannt ist, dass sie aber ebenfalls ejakulieren können, nicht alle und nicht regelhaft, aber durchaus in beeindruckender Menge. Diesem Phänomen spürt dieses für beide Geschlechter sehr empfehlenswerte Buch nach. Es zitiert teilweise 2000 Jahre alte chinesische und indische…

„Zugvögel“ von Charlotte McConaghy

Ein wunderbarer Roman. Traurig und hoffnungsvoll zugleich. Wir lernen Franny als besessene Vogelbeobachterin kennen, die in einer Zukunft, in der alle Tiere ausgestorben sind, dem Weg der letzten Seeschwalben von Grönland in die Antarktis folgen will. Ohne Geld und vor einer dramatischen Vergangenheit auf der Flucht, überzeugt sie den Kapitän Ennis Malone, sie auf seinem…

„Ladies“ von Patricia Highsmith

Dieser Band mit Kurzgeschichten wartet mit einigen erstaunlichen Erstveröffentlichungen aus dem frühen Werk von Patricia Highsmith und einigen Neuübersetzungen auf und ist insgesamt eine sehr bunte Mischung.  Die Autorin ist bekannt für hinter- und abgründige Thriller und bereits in ganz jungen Jahren schrieb sie beispielsweise eine Geschichte über einen eigensinnigen Spinnenmann, der an seinem Vorhaben,…

„New Yorker Geschichten“ von Dorothy Parker

„Die ganze Welt ist eine Bühne“, sagte Lily Wynton. „Und alle Männer und Frauen bloße Spieler.“ Die New Yorker und ihre Beziehungen, das ist ein schier unerschöpfliches Thema. Dorothy Parker schrieb darüber in den zwanziger und dreißiger Jahren desillusionierende Prosa, sei es die Geschichte der Verzweiflung einer „Starken Blondine“ oder die mehr oder minder absichtlichen…

„Das ist dein Leben“ von Meg Wolitzer

Erica und Opal sind sehr unterschiedliche Schwestern. Die eine dick, die andere dünn, die eine hochintelligent, aber faul, die andere fleißig, aber nur durchschnittlich schlau. Zudem besteht ein nicht unerheblicher Altersunterschied. Ihre Mutter Dottie scheint in dieser Familiengeschichte die einzige Gemeinsamkeit der Schwestern zu sein, obwohl sie genau genommen eine Leerstelle ist: sie ist eine…

„Männer in Kamelhaarmänteln“ von Elke Heidenreich

Dieses schmale Buch ist ein Füllhorn kleiner, unterhaltsamer Anekdoten und Betrachtungen zum Thema Kleidung. Mir hat besonders eins der ersten Kapitel: „Machen Kleider Leute?“ gefallen, in dem verschiedene Ansätze zur Beantwortung dieser Frage anhand von Literaturbeispielen vorgestellt werden.  Es ist ein sehr persönliches Buch von Elke Heidenreich, beinahe so etwas wie eine Autobiografie mit Fokus…

„Die andere Welt“ von Julie Cohen

Ein gutes Buch im falschen Kleid! Ein irritierend liebliches Cover, rosa-golden mit Libelle, als handele es sich hier um einen kitschigen Liebesroman. Vollkommen unpassend für eine Geschichte, die im Original schlicht „Louis & Louise“ heißt und der ein Zitat aus Virginia Woolfs Orlando vorausgeht. Wenn schon Kitsch, dann bitte mit Regenbogen, denn hier ringen wechselseitig…

„Die verschwindende Hälfte“ von Brit Bennett

Was für eine packende Geschichte! Die Zwillingsschwestern Desirée und Stella wachsen in einer extrem hellhäutigen Community im Louisiana der Fünfziger und Sechziger Jahre auf. Ihr Vater wurde grundlos von Weißen gelyncht und sie beschließen, den Ort zu verlassen als sie sechzehn sind. Treibende Kraft des Plans ist zunächst Desirée, sie suchen sich Arbeit in einer…

„Winter“ von Ali Smith

Ali Smith ist eine Wortmagierin und mit diesem zweiten Band ihres Jahreszeitenzyklus hat sie uns wieder ein unvergleichliches und berührendes Meisterwerk gezaubert. Durch die Seiten des Buches wabern tagespolitische Themen wie Brexit, Weltpolitik, Fremdenfeindlichkeit und Klimawandel wie kalter Winternebel, auf den sich kostbare und amüsante Anekdoten, Zitate und Verweise auf Kunst, Film und Literatur wie…

„Im Bauch der Königin“ von Karosh Taha

Dieser zweite Roman von Karosh Taha, einer kurdischstämmigen deutschen Autorin, ist schon rein  formal eine Besonderheit dadurch, dass die Geschichte von zwei Seiten gelesen werden kann, aus zwei unterschiedlichen Perspektiven, der weiblichen und der männlichen. Dieser greifbare Antagonismus, der die Geschichte erst zu einem widersprüchlichen Ganzen fügt, ist eine schöne Idee. Zudem schreibt Tara wunderbar,…

„Hexen. Die unbesiegte Macht der Frauen“ von Mona Chollet

In dieser sogenannten Flugschrift legt die französische Journalistin Mona Chollet, Jahrgang 1973, eine Zusammenfassung feministischer Thesen und Zitate vor, lose verknüpft mit eigenen Stellungnahmen und mit Anekdoten aus Gesellschaft und Politik aufgepeppt. Im ersten Kapitel erfolgt eine sehr interessante Einführung über die historisch ursprünglich positiv besetzte Figur der Hexe als unabhängige, erfahrene/gebildete/weise, zumeist ältere Frau,…

„Zorn und Stille“ von Sandra Gugić

Die zerrissene Geschichte zerrissener Menschen, berührend und aus verschiedenen Perspektiven erzählt, führt die Komplexität und Unverständlichkeit der Jugoslawienkriege in ihren Auswirkungen auf die Davongekommenen aus. Biljana Banadinovic heißt jetzt Billy Bana, ist lesbisch, unstet und eine künstlerisch tätige, erfolgreiche Fotografin. Anlässlich des Todes ihres Vaters erinnert sie sich splitterhaft an ihre Kindheit mit ihrem Bruder,…

„In feiner Gesellschaft“ von Barbara Pym

Barbara Pym ist DIE Neuentdeckung im Dumont Verlag und bekannt für ihre schonungslose Darstellung mittelalter Durchschnitts- Frauen im England der Vierziger bis Sechziger Jahre. Da die Situation der in diesem Buch unverheirateten, meist berufstätigen, vortrefflichen Frauen wenig spektakulär und nicht selten eintönig ist, sie nur am Rande in der Gesellschaft eine Rolle spielen, lastet auf…

„Lolly Willowes“ von Sylvia Townsend Warner

In diesem ruhigen Roman formuliert Sylvia Townsend Warner (1893-1978) eine ebenso magische wie radikale Emanzipationsgeschichte am Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts. Sie war eine Zeitgenössin Virginia Woolfs und lebte ab 1930 mit der Lyrikerin und Liebe ihres Lebens Valentine Ackland zusammen. In diesem ihrem Debüt verfolgen wir, angeleitet von wunderbaren Naturbeschreibungen und sarkastischen kleinen Seitenhieben, die…

Lolly Willowes oder der liebevolle Jägersmann von Sylvia Townsend Warner

„Normale Menschen“ von Sally Rooney

Sally Rooneys neues Buch ist eine ziemlich ungewöhnliche Liebesgeschichte. Anhand der Beziehung von Marianne und Connell wird die Unmöglichkeit durchexerziert, einen anderen Menschen wirklich und wahrhaftig zu kennen, zu begreifen und zu verstehen. Gleichzeitig wird die Frage verhandelt, wie Gewalterfahrungen in der Kindheit  Menschen und ihre Art zu lieben verändern und aufgezeigt, wie komplex alle…

„Jane Austen – eine Entdeckungsreise durch ihre Welt“ von Holly Ivins

Dieses kleine, feine Buch ist ein Muss für alle Jane-Austen-Fans und diejenigen, die im Begriff sind, es zu werden. Denn wir lernen nicht nur mehr über ihr Leben, sondern bekommen auch Hintergrundinformationen und Querverweise auf ihre Bücher geliefert, die immer wieder zu neuen Einsichten führen. Ich war beispielsweise überrascht davon, dass Jane, die zahlreiche Heldinnen…

Jane Austen- Eine Entdeckungsreise durch ihre Welt von Holly Ivins

„Die Wahnsinnige“ von Alexa Hennig von Lange

Eine junge Frau, die sich nach einem selbstbestimmten Leben und erfüllter körperlicher Liebe sehnt, die sich nicht alles gefallen lässt und von einer friedlichen Zukunft für ihr Land träumt, so zeichnet Alexa Hennig von Lange Johanna die Wahnsinnige. Sie ist die Tochter von Isabella der Katholischen und Philipp dem Schönen, Beinamen, die ebenso klangvoll wie…

„Der Sommer ohne Männer“ von Siri Hustvedt

Die große Autorin Siri Hustvedt, die einige intellektuelle Romane und Sachbücher geschrieben hat, kann auch geistreich. Und wie! In diesem Buch erzählt sie die altbekannte Geschichte von der betrogenen und verlassenen Ehefrau: „Die Pause war eine Französin mit schlaffem, aber glänzend braunem Haar.“  Diese treibt Mia, eine 55-Jährige New Yorker Dichterin, zunächst in den Nervenzusammenbruch,…

Der Sommer ohne Männer von Siri Hustvedt

„Untertauchen“ von Daisy Johnson

So ein wunderschöner, fantastisch erzählter, spannender Roman! Toll formuliert, fantasievoll und komplex konstruiert, was dem Lesevergnügen jedoch keinen Abbruch tut. In drei zeitversetzten Erzählsträngen lernen wir Gretel kennen, die als Sechzehnjährige von ihrer Mutter Sarah verlassen wurde und seit sechzehn Jahren mehr oder weniger auf der Suche nach ihr ist. Als sie sie findet, bringt…

„Virginia Woolfs Writers` Workshop“ von Danell Jones

Mit diesem Buch hat sich ein seit langem gehegter Traum von mir erfüllt:  Schreibunterricht bei Virginia Woolf! Natürlich werde ich immer nur eine Nachahmerin sein, stammelndes Krabbelkind, staunend und ums Gleichgewicht bemüht vor der großen eloquenten Sprach-Schöpferin & Seelensucherin stehend. Wenn ich ihre Bücher lese kommt es mir häufig vor, als hielte ich mich wie…

„Brüste und Einer“ von Mieko Kawakami

„Brüste und Eier“ von Mieko Kawakami

Ein interessanter Roman über das Körper/Geist Problem aus zwingend weiblicher Perspektive, der seine Radikalität erst bei genauerem Hinsehen offenbart! In schlichtem Erzählstil führt uns die Autorin in die Welt der Frauen Japans ein. Diese unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht sehr von dem Leben in unseren Breitengraden. Frauen heiraten, kümmern sich um die Eltern…

„Die Frau des Professors“ von Barbara Pym

Dieser ironische Roman spielt 1970 und beschreibt das öde Leben der Akademiker-Gattin Caro Grimstone, die ihren Mann Alan von der Unibank weg geheiratet hat und nun mit vierjähriger Tochter und Au-Pair-Mädchen in einem neogeorgianischen Haus in der Londoner Provinz sitzt und sich langweilt. Ihr Mann ist Anthropologe an der dortigen Universität und ihre einzige Aufgabe…

Behind every Great Woman is a Great cat Von Lulu Mayo

„Behind every Great Woman is a Great Cat“ von Lulu Mayo

Dieses Buch lässt das Herz aller Katzenfreundinnen höher schlagen! Mit wunderschönen, originellen Illustrationen hebt es schon beim Durchblättern die Stimmung. Und es bietet einen Schatz an privatem Katzenwissen, das in die Seelen nicht der Katzen, aber ihrer Besitzerinnen einen interessanten, kleinen Einblick gewährt.  Hier werden die Katzen einer bunten Reihe großartiger Frauen vorgestellt, von Malerin…

„Der Garten meiner Mutter“ von Anuradha Roy

Anuradha Roy ist eine großartige Erzählerin! Bereits auf den ersten Seiten hat sie mich mit ihrem bildreichen Stil für ihren Roman gewonnen. Es ist eine Familiengeschichte, rückblickend erzählt von dem alten Myshkin. Er wuchs in einer bürgerlichen Familie im Indien der Dreißiger Jahren auf, sein Großvater ein Arzt, sein Vater College-Professor und seine Mutter Gayatri…

Anuradha Roy der Garten meiner Mutter Seiten-Hinweis Buchblog

„Die Schauspielerin“ von Anne Enright

Dies ist ein wirklich erstaunlicher Mutter-Tochter-Roman. Nicht weil immer nur Friede, Freude, Eierkuchen herrschte in ihrem Leben, auch nicht, weil diese exotisch schillernde, schauspielernde Mutter eine sensible, bürgerliche, loyale Tochter erzog, sondern aufgrund der Liebe, die durch die Zeilen schimmert, wie ewiges Licht. Norah, eine Schriftstellerin Mitte Fünfzig, erinnert sich aufgrund der Anfrage einer Journalistin…

„The Doll Factory“ von Elizabeth McNeal

Ein feministischer historischer Roman, atmosphärisch und spannend, ja, das gibt es! „The Doll Factory“ war in England ein Bestseller und hat, meines Erachtens, hier etwas zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Das mag an dem Cover liegen, das mir eher eine Gothic Novel suggerierte, tatsächlich bekommt man eine souverän geschrieben Mischung aus historischem Liebesroman, Psychothriller und Emanzipationsgeschichte. …

„Ein unerhörtes Alter“ von Rose Macaulay

Ein feministischer Roman von 1921! Kaum zu glauben aber wahr. Sieben Frauen vier verschiedener Generationen lernen wir darin kennen, allen voran Neville, die ihren 43ten Geburtstag feiert, verheiratet ist und zweiundzwanzigjährige Zwillinge (Gerda und Kay) auf dem College, sowie einen Politikergatten zuhause hat. Sie reflektiert bereits das Empty-Nest-Syndrom und bedauert, ihr Medizinstudium nach der Heirat…

„Der Platz im Leben“ von Anna Quindlen

Anna Qindlen schreibt einen leichten Stil, gut zu lesen und mit überraschenden Bildern, sodass das Lesen niemals langweilig wird. Trotzdem hat mich das Buch enttäuscht. Der Klappentext, auf dem der Übergriff eines Nachbarn auf Ricky, einen hispanisieren Angestellten, beschrieben wird, machte mich neugierig auf Diskussionen über Rassismus und die Klassengesellschaft, die Diskrepanzen, die Gräben, die…

„Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt“ von Jesmyn Ward

Dieser Roman, mit dem Jasmyn Ward zum zweiten Mal den National Book Award 2017 gewonnen hat, faszinierte mich von Anfang an. Hier werden anhand einer Familiengeschichte die Themen Sklaverei, Rassismus, Armut und die Folgen für den Einzelnen und seine Familien verhandelt. Sie wird abwechselnd aus der Perspektive von Leonie, einer dreißigjährigen Meth-süchtigen Mutter von zwei…

„Die langen Abende“ von Elizabeth Strout

Dieser Roman ist kein Roman. Eigentlich ist es eine Sammlung von Kurzgeschichten, zusammengehalten von der Tatsache, dass sie alle in der idyllischen Kleinstadt Crosby in Maine spielen. Olive Kittridge, die Hauptprotagonistin aus „Mit Blick aufs Meer“, für das Elizabeth Strout 2009 den Pulitzerpreis erhielt, wirkt als personifizierte Klammer, die diese Schicksale verbindet. Sie taucht, ähnlich…

Elizabeth Strout die langen Abende auf Seiten-Hinweis

Karosh Taha Beschreibung einer Krabbenwanderung cover

„Beschreibung einer Krabbenwanderung“ von Karosh Taha

Ein äußerst ungewöhnliches Buch, das die alltäglichen Geschichten und Lebensumstände kurdischer Einwanderer aus der Perspektive der jungen Sanaa erzählt. Sie lebt mit ihrer Familie in einem Hochhaus in Deutschland, in dem im Zusammenleben mit zahlreichen anderen kurdischen Einwandererfamilien eine Parallelwelt entsteht, die gleichzeitig furchteinflößend und sicher erscheint. Um die Umstände der arrangierten Heirat ihrer Eltern…

„Launen der Zeit“ von Anne Tyler

In diesem ruhigen und dennoch sehr unterhaltsamen Roman wird das Leben von Willa erzählt. Eine typisch amerikanische Kindheit in den sechziger Jahren, jung verheiratet in den siebziger Jahren. Nach dem Tod ihres ersten Mannes, den sie wohl auch aus trotz ihrer Mutter gegenüber geheiratet und bis zu einem Unfall eine mehr oder weniger glückliche Ehe…

Maryse Conde "Das ungeschminkte Leben auf Seiten-Hinweis, dem Buchblog über Autorinnen

„Das ungeschminkte Leben“ von Maryse Condé

Maryse Condé, die große französische Schriftstellerin von den Antillen, die mit dem alternativen Literaturnobelpreis geehrt wurde, berichtet hier von der schwierigsten Zeit ihres Lebens. Es war die Zeit, bevor sie zu schreiben begann und ein unruhiges, bewegtes Leben in Europa und Afrika führte. Maryse Condé wuchs in einer privilegierten, bürgerlichen Familie als Tochter der ersten…

„Cheri“ von Colette

Die Kurtisane Lea, die sich mit Mitte vierzig aus dem Geschäft zurückziehen will, hat ausgerechnet den Sohn einer Kurtisanen-Kollegin und Bordellmutter zum Geliebten. Fred, dessen liebevoller Spitzname Chéri lautet, pflegt nun schon seit Jahren diese heimliche Affäre mit der über zwanzig Jahre älteren, wunderschönen Lea. Doch seine Mutter hat andere Pläne und möchte ihn gewinnbringend…

Melmoth Sarah Perry auf Seiten-Hinweis Buchbog

„Melmoth“ von Sarah Perrry

Ich wollte dieses Buch unbedingt lesen, da mich „Die Schlange von Essex“ mit Sarah Perry angefixt hatte. Und das Cover sieht wirklich wunderschön aus, die Geschichte klang geheimnisvoll. Sie spielt überwiegend in Prag und dreht sich um Helen, der ein Manuskript in die Hände fällt, das ihr ein alter Freund überreicht, der gleichzeitig etwas von…

„Das Blut der anderen“ von Simone de Beauvoir

Dieses Buch ist eine Liebesgeschichte aber auch ein hoch komplexes, durchkomponiertes philosophisches Werk. Das liegt daran, dass Simone de Beauvoir, die Lebensgefährtin des Philosophen Jean Paul Sartre, den Existentialismus aus der Essayform in einen Roman transformiert hat. Herausgekommen ist eine Geschichte von innerer Zerrissenheit, schlechtem Timing und Sinnsuche innerhalb einer Gruppe junger bourgoiser Pariser Intellektueller…

Seiten-Hinweis Buchblog Simone de Beauvoir Das Blut der anderen

Seiten-Hinweis Buchblog Amelie Nothomb Happy End

„Happy End“ von Amélie Nothomb

Diese moderne Nacherzählung eines alten französischen Märchens bezaubert und berührt gleichermassen. Mit freundlichem Humor und verblüffender Lakonie variiert Amélie Nothomb darin das Thema „Die Schöne und das Biest“. Dabei erzählt sie aus wechselnden Perspektiven von Déodat und Hélène, die beide ihre Kindheit und Jugend als Außenseiter in Paris verleben. Déodat ist ein erschreckend hässlicher Junge…

„Das Mädchen, das in der Metro las“ von Christine Féret-Fleury

Paris und Bücher – zwei magische Themen, was gibt es schöneres? Juliette, Enkelin eines Buchhändlers, liest selbst nicht sehr viel, sondern beobachtet die Leser von Büchern in der Metro. Sie hat sich in ihrem etwas banalen Single- Leben als Sekretärin eines Immobilienmaklers eingerichtet seit sie, nach mehreren Enttäuschungen, der Männer überdrüssig, geworden war. Ihr Alltagstrott…

Seiten-Hinweis Buchblog Anita Brookner Hotel du lac

„Hotel du Lac“ von Anita Brookner

Man sollte sich nicht von dem Cover der Neuausgabe täuschen lassen, dies ist kein locker flockiger Sommerroman! Im Gegenteil, es handelt von einer zynischen Autorin, die im Speisesaal oder dem Salon eines halbleeren Hotels in der Nachsaison herumsitzt und mit ihrer Existenz im Allgemeinen und der als Schriftstellerin im Besonderen hadert. Sie heißt Edith Hope…

„Gott, hilf dem Kind“ von Toni Morrison

Das beeindruckende Alterswerk der Literaturnobelpreisträgerin über Rassismus, Misshandlung und Schuld, Identität und Versöhnung. Bride ist so schwarz, wie die Nacht und ihre Mutter, eine eher hellhäutige Afroamerikanerin, schämt sich für sie. Bride lernt, sich unterzuordnen und ihre Schönheit zu Karrierezwecken zu nutzen, ihren Nachteil in einen Vorteil zu wenden, doch das hat seinen Preis.  Sie…

Seiten-Hinweis Buch-Blog Toni Morrison

Seiten-Hinweis Buch-Blog Hilary Mantel

„Der Hilfsprediger“ von Hilary Mantel

In dieser meisterhaften Erzählung, die irgendwo zwischen Groteske und Schauerroman oszilliert, geht es um eine kleine englische Gemeinde, die durch einen jungen Vikar aufgemischt wird. Dieser besitzt die Gabe, lautlos aufzutauchen, er erzeugt bei seiner Anwesenheit Hitze und kann im Dunkeln sehen. Doch das fällt den meisten gar nicht auf, sind sie doch viel zu…

„Zwölf mal Juli“ von Astrid Rosenfeld

Ich habe eine Entdeckung gemacht! Astrid Rosenfeld heißt sie und sie hat die Gabe, mich vollständig in den Bann ihres Schreibens zu ziehen. Dabei lese ich eigentlich nur selten sogenannte Liebesromane. Aber dies ist auch eher ein Roman über das Ent-Lieben. Das Unglück der von Jakob verlassenen Juli, das in zwölf Kapiteln vor uns ausgebreitet…

Seiten-Hinweis Buch-Blog Astrid Rosenfeld "Zwölf mal Juli"

Seiten-Hinweis Buch-Blog Monique Trunk

„Bitter im Mund“ von Monique Truong

Ein wunderbares Buch über den Unterschied von „Sein“ und „Aussehen“. Ein Buch, das mich auf poetische Art und Weise innerlich begreifen lies, wie People of Color sich fühlen müssen, wenn sie in der Welt, die sie als die ihre betrachten, immer als fremd gelten. Im ersten Teil des Romans erleben wir eine typisch amerikanische Kindheit…

„Unsere glücklichen Tage“ von Julia Holbe

Eine wirklich große Enttäuschung! Das war dieses Buch für mich. Inspiriert von dem schönen sommerlichen Cover und zahlreichen positiven Leserstimmen hatte ich mich sehr auf diese Sommerlektüre gefreut. Aber ach! Solche ein banales Buch habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Zu Beginn dachte ich ja noch, ja, diese Freundinnengeschichte klingt interessant. Und dann wurde…

Seiten-Hinweis Buch-Blog Mrs. Dalloway Virginia Woolf

„Mrs. Dalloway“ von Virginia Woolf

„Mrs. Dalloway sagte, sie werde die Blumen selber kaufen.“  Einer der schönsten ersten Sätze der englischen Literatur! Er leitet die nostalgische Bestandsaufnahme des Lebens der fünfzigjährigen Clarissa Dalloway ein, die eine abendliche Party zu geben plant, so, wie sie es regelmäßig tut, seit sie vor Jahrzehnten den Konservativen Abgeordneten Richard geheiratet hat. Ihre Gedanken zu…

„Die weite Sargassosee“ von Jean Rhys

Jean Rhys stammte aus Jamaika, Tochter einer Kreolin und eines Engländers. Und sie schreibt über Antoinette, Tochter einer Kreolin und eines Engländers, wie sie auf einer Plantage auf Jamaika verarmt und einsam in der magischen Welt der schwarzen Angestellten lebt. Als die Mutter verwitwet und die Sklaverei abgeschafft wird, verlieren sie alles, die Schwarzen verachten…

Seiten-Hinweis
Rose Tremain

„Die Verwandlung der Mary Ward“ von Rose Tremain

Ein wundervoll unaufgeregt queeres Buch, voll von britischem Understatement und Humor! Rose Tremain, eine große alte Dame der britischen Literatur, Commander und Dame Commander of the Order of the British Empire, mehrfach mit Literaturpreisen ausgezeichnet, hat bereits vor dreißig Jahren die Familiengeschichte von Mary geschrieben, die zu Martin wird. Mary ist sechs Jahre alt, als…

„Wovon wir träumten“ von Julie Otsuka

Ein poetisches Wir erzählt uns die Geschichte junger Japanerinnen, die als Bräute in die schöne Neue Welt, die USA reisen. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Auf der Überfahrt träumen sie von ihren Männern und einer glänzenden Zukunft.  Doch sie werden als billige Arbeitskräfte und Lustobjekte missbraucht und träumen sich zurück in die Heimat. Sie bekommen…

„Wo das Glück zuhause ist“ von Jenny Colgan

Ja, auch ich brauche ab und zu einen Feel-Good-Roman. Und ich fürchte mich immer davor, daneben zu greifen und wieder in einem Meer abgedroschener Adjektive und unbedeutender Nebensätze zwischen Figurenschablonen umher zu schwimmen und mich zu langweilen. Was für ein Glück, dass ich dieses Buch fand mit diesem unsäglich kitschigen Titel, der selbst auf englisch…

„Der stumme Frühling“ von Rachel Carson

Eigentlich wollte sie Schriftstellerin werden. Das war ihr Plan, seit Rachel Carson mit acht Jahren ihr erstes Gedicht veröffentlicht hatte. Und obwohl sie später ihre Meinung änderte, Biologie studierte und mit einem Dokumentarfilm einen Oscar gewann, wurde ein Buch, das sie schrieb, ihr Vermächtnis an die Welt: „Der stumme Frühling“, die erste wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der…

Seiten-Hinweis Rachel Carson

„Das wirkliche Leben“ von Adeline Dieudonné

Dieses Buch ist ein Märchen. Ebenso grausam, furchterregend und versöhnend. Dabei handelt es von häuslicher Gewalt mit den bekannten Ingredienzien einer resignierten, geschlagenen Mutter, dem dämonischen Jäger-Vater, einer lieblichen Schönheit und ihrem kleinen Bruder. Die grimmigen Märchenerzähler-Brüder lassen grüßen, es verwandelt sich Gilles wie in „Brüderchen und Schwesterchen“ vor den Augen seiner namenlosen, in der…

„Frankissstein“ von Jeanette Winterson

Dieser beinahe schon experimentell zu nennende Roman (im strukturellen und inhaltlichen Sinn) von Jeanette Winterson zeigt, wie gut es gelingen kann Poesie und Technik zu verknüpfen, die alten Themen im beständig Neuen aufzuspüren und literarisch als unterhaltsame ironische Farce aufzubereiten.Es wird nichts anderes als das alte Körper-Geist-Problem verhandelt unter Ausweitung des Geistes auf die künstliche…

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Jeanette Winterson

„Hexensaat“ von Margaret Atwood

Shakespeares „Sturm“ ganz neu. Originell! Modern!Margaret Atwood at her best! Spannend und unglaublich komisch: Seit der legendäre Regisseur Felix Phillips 12 Jahre zuvor von seinem alten Freund Toni ausgebootet und gefeuert wurde, sinnt er auf Rache. Diese will er im Rahmen eine „Sturm“-Aufführung mit verurteilten Straftätern ausgerechnet im Gefängnis durchziehen. Er hat dort eine Theatergruppe ins…

„Herbst“ von Ali Smith

Das neue Buch von Ali Smith Herbst, dem ersten Roman aus einem geplanten Jahreszeitenquartett, als Brexit-Roman zu bezeichnen wird diesem Werk nicht im Entferntesten gerecht. Ihr ist, meiner Meinung nach, ein wunderbar poetisches, melancholisches Buch über Freundschaft und Abschied (was der Brexit ja nun zugegebener Weise auch ist) gelungen, mit einigen bizarren, beinahe kafkaesken Elementen. Elisabeth Demand,…

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Ali Smith

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Sheridan Hay


„Die Antiquarin“ von Sheridan Hay

Die Waise Rosemary Savage kommt von Tasmanien nach New York und findet Arbeit in einer Buchhandlung besonderer Art. Es ist ein auf den ersten Blick chaotisch wirkendes Antiquariat, das von skurrilen Figuren nur so wimmelt. Da sitzt die Transfrau Pearl am Empfang und der Albino Walter Geist, so durchsichtig wie sein anspielungsreicher Name gespenstisch, wird…

„Alles über Biogemüse“ von Ortrud Grieb

Dieses Buch aufzuschlagen ist, als öffne man eine Schatztruhe! Die von der Autorin selbst angefertigten Aquarelle sind kleine feine Kostbarkeiten, die zusammen mit den zahlreichen Tipps und Hinweisen, die wie bunte Juwelen oder schimmernde Perlen unablässig daraus hervor purzeln, zu einem wahren Wunderwerk an Wissen und Weisheiten gestaltet wurden. Die ersten 100 Seiten des Buches…

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„In all deinen Farben“ von Bolu Babalola

Die Verbrecherkönigin Nofretete, die fliegende Kriegerin Siya, die Medienmanipulatorin Scherezade oder Psyche, die fleißige Assistentin, die eine eigene Show bekommt, sie alle sind starke Frauen und sie stehen auf schöne Männer. Da bleibt kein Auge oder andere Körperregionen trocken, wenn diese muskulös oder musikalisch tanzen, kämpfen oder diskutieren. Sie verlieben und umkreisen sich, necken und…

„Die Gesetzlose“ von Anna North

Dieser Bestseller aus dem Land der Cowboys ist ein feministischer Western, der sich wegliest wie geschnitten Brot. Eine Dystopie, im Jahre 1894 in Dakota angesiedelt, in dem nach einer Grippeepidemie die unfruchtbaren Frauen verfolgt und als Hexen diffamiert und gehängt werden. Ada, die Tochter einer Hebamme, die nach ihrer Hochzeit nicht schwanger wird, wird für…

„Dorf unter Verdacht“ von Nicola Upson

Dieser Kriminalroman ist der neunte in einer Reihe, die auch unabhängig voneinander gelesen werden können. Dabei ist die Hauptprotagonistin die reale Kriminalschriftstellerin Josephine Tey, die gemeinsam mit Chiefinspector Archie Penrose Verbrechen aufklärt. Diesmal erleben wir den Beginn des zweiten Weltkriegs mit, an dem Evakuierungsmassnahmen der Kinder aus London zu ziemlich chaotischen Verhältnissen auf dem Lande…

„Wie ein Hauch im Wind“ von Josephine Tey

Dass Josephine eine meiner Lieblingskrimiautorinnen des Golden Age ist, bestätigt sich einmal mehr bei der Lektüre dieses Buches, das 1950 erschien. Denn eine Geschichte, die in einem Ort voller Autor*innen spielt, der erfolgreichen Schriftstellerin Lavina Fitch, die auf einem protzigen Landsitz lebt, einer Weihnachtsbuchautorin im zerfallenden Cottage und einem geltungssüchtigen Stückeschreiber, übt einen ganz besonderen…

„Die Tote von Harvard“ von Amanda Cross

Ein Krimi, auf dessen ersten Seiten bereits Doris Lessing, George Eliot und Virginia Woolf auftauchen, dessen Kapiteln Autor*innenzitate vorangestellt sind von Gertrude Stein, Woolf und anderen, wie könnte ich da nicht begeistert sein?! Und darüber hinaus ist dieser neue Fall für die Literaturprofessorin Kate Fansler ein geradezu feministisches Pamphlet. Denn er spielt Ende der Siebziger…

„Die kleinen roten Stühle“ von Edna O’Brien

Was für ein furchtbares Thema. Aber was für ein beredtes Buch! Edna O‘Brien erzählt darin die Geschichte einer Frau in Irland, die ahnungslos die Geliebte eines grausamen ehemaligen Kriegsverbrechers wird.Als dies bekannt wird, lässt die Gesellschaft ihren Hass auf diesen Menschen an ihr aus. Sie wird verurteilt, verstoßen und grauenvoll sexuell misshandelt. Sie flieht nach…

„Überleben“ von Tsitsi Dangarembga

Sie  ist keine sympathische Frau, Tambudzai, die Hauptprotagonistin in Tsitsi Dangarembgas drittem Teil ihrer Trilogie über die junge Frau in Simbabwe. Sie ist gebildet, doch im Land nach dem Bürgerkrieg findet sie keine Stelle. Sie hat bei einer Werbeagentur wegen schlechter Behandlung gekündigt und lebt nun in den feuchten Räumen des Hauses einer alten Witwe,…

„Sari, Jeans und Chilischoten“ von Meera Syal

Ein Frauenpowerbuch, das in den Neunzigern in der indischen Society Londons spielt, geschrieben von einer erfolgreichen indischstämmigen britischen Schauspielerin. Sie erzählt aus den wechselnden Perspektiven dreier Freundinnen, die sehr unterschiedlich mit ihren Identitäten zwischen den Kulturen umgehen. Chila ist die schüchterne, gutmütig pummlige,von der alle glaubten, sie bekäme niemals einen Mann ab und die überraschenderweise…

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