„Schiffsfieber“ von Andrea Barrett

In diesen meisterhaften Erzählungen, die u.a. mit dem National Book Award ausgezeichnet wurden, verknüpft die Autorin die großen Namen historischer Forscher wie Carl Linné, Mendel oder Darwin mit fiktiven Einzelschicksalen auf sowohl literarische als auch lehrreiche Art und Weise. Dabei nimmt sie beispielsweise die Perspektive der Enkeltochter eines Freundes von Mendel ein, oder die zweier gelehrter Freundinnen, die sich ihre Forschung nicht verbieten lassen wollen, jedoch von niemandem Ernst genommen werden, geschweige denn einen Mann finden. 

Wir begleiten den sterbenden Carl Linnée auf seiner letzten Schlittenfahrt und einen jungen Handwerker aus Philadelphia auf seiner ersten Forschungsreise. 

Andrea Barrett, selbst studierte Zoologin, zeigt die Hybris, den Ehrgeiz aber auch die Grenzen der Forschung im achtzehnten bis zwanzigsten Jahrhundert auf, denn viele der gierigen Jäger, die schillernde Schmetterlinge aufspießten oder Orang-Utah-Müttern das Fell abzogen und präparierten, scheiterten, wurden niemals berühmt, oder ihre Sammlungen verbrannten oder sanken auf den Meeresgrund.

So ist dieses Buch selbst eine wunderbar exotische Sammlung, nämlich an Geschichten, die von Wissen und Atmosphäre nur so schillern, wie die Flügel der darin beschriebenen Paradiesvögel. 

Aus dem Englischen von Karen Nölle, Unionsverlag 2022

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