„Wie ein Hauch im Wind“ von Josephine Tey


Dass Josephine eine meiner Lieblingskrimiautorinnen des Golden Age ist, bestätigt sich einmal mehr bei der Lektüre dieses Buches, das 1950 erschien. Denn eine Geschichte, die in einem Ort voller Autor*innen spielt, der erfolgreichen Schriftstellerin Lavina Fitch, die auf einem protzigen Landsitz lebt, einer Weihnachtsbuchautorin im zerfallenden Cottage und einem geltungssüchtigen Stückeschreiber, übt einen ganz besonderen Reiz auf mich aus. Wie sie die unterschiedlichen Schriftsteller-Typen porträtiert und auf die Schippe nimmt ist so wunderbar, dass das Verschwinden eines hübschen Fotografen aus Hollywood für mich beinahe zur Nebensache wurde.

Doch Martha Halland, bekannte Schauspielerin und eine Freundin von Inspector Grant, lebt ebenfalls in dem Künstlerdorf und ruft ihn zu Hilfe, als ein Bekannter des Mordes an dem verschwundenen Fotograf verdächtigt wird.

Wie immer ist es weniger der Spannungsbogen als das erzählerische Talent und die Atmosphäre des Buches, die ich wieder sehr genoss. Zudem schuf Josephine Tey neben dem Inspektor auch einige sehr interessante Frauenfiguren, die den Plot bevölkern. Dass es am Schluss noch ein überraschendes und modernes Ende gibt, war das Sahnehäubchen auf dem Ganzen.

Wer ein Faible für gut erzählte britische Krimis hat und diese Autorin noch nicht kennt, die gerade das wohlverdiente Revival im Oktopus-Verlag erlebt, hat definitiv etwas nachzuholen.

Aus dem Englischen von Manfred Allié, Oktopus 2024

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