„Die kleinen roten Stühle“ von Edna O’Brien


Was für ein furchtbares Thema. Aber was für ein beredtes Buch!

Edna O‘Brien erzählt darin die Geschichte einer Frau in Irland, die ahnungslos die Geliebte eines grausamen ehemaligen Kriegsverbrechers wird.Als dies bekannt wird, lässt die Gesellschaft ihren Hass auf diesen Menschen an ihr aus. Sie wird verurteilt, verstoßen und grauenvoll sexuell misshandelt. Sie flieht nach London, wo sie Unterstützung bei anderen Geflüchteten mit ihren eigenen schwierigen, grausamen Geschichten von Verfolgung und Folter oder Verlust findet.

Es ist mein erstes Buch dieser Autorin, und obwohl es mich gefesselt hat, habe ich es nur ungern gelesen. Da ist erstmal dieser grässliche Kerl, der sich als Heiler aufspielt und doch ein Verbrecher ist. Furchtbar, wie ihm bald alle Frauen aus der Hand fressen. 

Dann die Brutalität der späteren Ächtung und Misshandlung dieser Frau, während dem Kriegsverbrecher Daunenkissen ins Gefängnis geliefert werden. Und natürlich die Falschheit der katholischen Kirche, die mit zweierlei Maß misst, ebenso wie der Rest der Gesellschaft. Selbst die Marginalisierten grenzen sie aus. 

Die anfängliche Naivität der Frau,ihre Verlorenheit, ihr Trauma konnte ich nur schwer aushalten. Was sehr für die Autorin spricht, aber nichts für Zartbesaitete ist.

Aus dem Englischen von Kathrin Razum und Nikolaus Stingl, Steidl 2023

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