„Linden Hills“ von Gloria Naylor

Die Amerikanische Autorin Gloria Naylor (1950-2016) stand in der Tradition von Ann Petry und Toni Morrison und gewann den American Book Award und den National Book Award mit ihren Büchern über die Black Community. 

In diesem Roman schreibt sie über die Freunde Lester und Willie, die in den Achtziger Jahren in Linden Hills, einem Wohngebiet für reiche Schwarze, Gelegenheitsjobs für die Anwohner ausführen. Hochzeiten, Beerdigungen, Weihnachten bieten zahlreiche Gelegenheiten, ihre Arbeitgeber genau zu beobachten. „Tatsächlich beobachtete er sie nur dabei, wie sie sich selbst beobachteten inmitten dieser ganzen Großartigkeit“.

Da verleugnet einer seine große Liebe, die er nicht heiratet, weil sie aus der falschen/armen Familie stammt, und sein Chef in der Anwaltskanzlei ihm davon abrät. Da liebt der Bräutigam eigentlich seinen Trauzeugen, den er verlässt, damit er ein Vorzeige-Leben führen kann mit Ehefrau und Haus in bester Lage. Da lässt der uneingeschränkte König der Community, der Leichenbestatter Nedeed, seinen Sohn im Keller sterben, weil er nicht seinen Erwartungen entspricht. 

Die Verzweifelte Sehnsucht, so zu werden, wie die weißen Reichen, lässt die Menschen sich verbiegen, macht ihre Gottesdienste lahm und die Partys blutleer und dass sich die Bewohner dieses merkwürdigen Ghettos sogar mit einer Art Ku-Klux-Klan einlassen, um sich von den ärmeren Schwarzen zu distanzieren, treibt die Assimilation auf die Spitze.

Lester, ein Verehrer von Malcolm X und Willie, ein Schulabbrecher, der über 660 Gedichte auswendig kennt, halten in dieser Tragödie mit ihren verwunderten Gedanken dagegen, geraten geradezu Slapstickartig immer wieder in die Bredouille und brechen damit das Narrativ der glücklichen, erfolgreichen Schwarzen mit Black Conciousness.

Eine sehr empfehlenswerte Geschichte in wunderbar übersetzter, atmosphärischer Sprache, die Fragen nach Identität und Klassismus, Colourismus und Über-Assimilation sowie Konkurrenz in der schwarzen Community und die Gründe dafür verhandelt. Und für mich die Entdeckung einer neuen, faszinierenden Autorin.

Aus dem Englischen von Angelika Kaps, Unionsverlag 2022

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