„Das glückliche Paar“ von Naoise Dolan


Ich mag diese Autorin einfach. Ich mag sie sogar mehr als Sally Rooney, denn ihre Beziehungsgeschichten sind origineller, ebenso intelligent und dazu noch voller selbstironischer Charaktere. Ein wahres Vergnügen, ihren unentschlossen aufeinander prallenden Leben zuzusehen.

Und alle sind sie queer. 

Celine war zuerst mit Maria zusammen und danach mit Luke.

Luke war zuerst mit Archie zusammen und dann mit vielen anderen und dann mit Celine. Sie sind ein modernes Paar, das zunächst nicht exklusiv Daten, sich dann aber festlegt, zusammenzieht, eine Katze anschafft und letztlich heiraten will.

Und darauf läuft alles hinaus, diese Hochzeit!

In eingeschobenen Rückblenden und wechselnden Perspektiven werden Stärken und Schwächen der Figuren beleuchtet und wie es eigentlich zur Verlobung kam. 

Celine, die Pianistin, stellt stets die Musik an erste Stelle. „Für ein ausgebildetes Gehör sind Akkorde erregend. Eine Septime ist eine Hand auf dem Oberschenkel.“ Sie trägt auch im Sommer Handschuhe und kann keine Komplimente annehmen.

Luke ist unstet und unentschlossen, betrügt Celine und lügt sie an, liebt sie aber dennoch und sie verdrängt die untrüglichen Anzeichen.

„Wenn dieser jemand Luke war – der ihr zuhörte, dem sie etwas bedeutete – dann wollte sie ihn für immer. Wie man dieses Gefühl in Notenschrift schrieb, wusste sie nicht.“

Mit von der Partie sind Phoebe, die lesbische Schwester von Celine und natürlich Maria und Archie, die Ex-Lover, sowie Lukes gute Freundin Vivian.

Es ist sehr unterhaltsam zu lesen, wie diese beiden sich trotz ihrer Queerness auf die traditionellen Rollen einzulassen versuchen, bis hin zur katholischen Trauung. Und wie hier die Institution Ehe infrage gestellt und als unzeitgemäßes gesellschaftliches Konstrukt und Korsett entlarvt wird, in das die Menschen sich wider besseres Wissen noch immer zwängen.

In den zahlreichen aufschlussreichen Dialogen voller Psychologie und Selbstreflektion schwingt jedoch trotz des ganzen Gefühlschaos eine nachsichtige Gelassenheit mit, die zeigt, dass, auch wenn die Figuren sich nicht gesehen fühlen und sich selbst nicht lieben können, wie sie sind, ihre Autorin es aber sehr wohl tut.

Aus dem Englischen von Anke Caroline Burger,Rowohlt 2024

Hinterlasse einen Kommentar

Erstelle eine Website wie diese mit WordPress.com
Jetzt starten