„Das Evangelium der neuen Welt“ von Maryse Condé


Maryse Condé ist eine unvergleichliche Geschichtenerzählerin! Ich liebe ihre Romane, in denen sie von einer besseren Welt fabuliert, was aber niemals so einfach ist und auch nicht ohne Komik bleibt. Das gefiel mir bereits in „Kinder der Sonne“ und in ihrem neuesten Roman schreibt sie wieder über eine Art Lichtgestalt:

Pascal ist ein Kind, das im Stall, zu Füßen des Esels am Ostersonntag im Stroh gefunden wird und er ist nicht nur wunderschön, sondern soll auch mit einer besonderen Gabe gesegnet sein . Die Gerüchte besagen, er sei der Sohn Gottes, doch Zweifler gibt es immer und so folgen wir ihm beim Aufwachsen und seiner äußerst wechselhaften Geschichte. Denn natürlich macht er sich irgendwann auf die Suche nach seinen wahren Eltern, trifft seine leibliche Mutter, aber niemals seinen Vater. Dafür macht er Bekanntschaft mit einem  Helfer, der ihn mit seinem Privatjet um die Welt fliegt und man fragt sich, ob in seinem Buckel nicht vielleicht Flügel versteckt sind.

Condé lässt augenzwinkernd immer wieder  Anspielungen auf Vater, Sohn und heiligen Geist fallen, obgleich Pascal nicht wirklich die Menschheit zu retten vermag. Er gibt sein Bestes, doch bleibt er zumeist ein Suchender, der immer wieder in die Bredouille gerät. 

Es geht um Familie und Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Verzeihen und die Herausforderung, in Frieden und Gleichheit miteinander zu leben.

„Das schönste Geschenk, das der Mensch bekommen hat, ist Freiheit – die Freiheit, zu handeln, zu träumen, und die Welt zu deuten.“

Bunt bebildert dekliniert die Autorin verschiedenen Gesellschaftsstrukturen durch, die Pascal auf seiner Suche kennenlernt. Letztendlich bleibt es aber vor allem die Liebe, die das Leben lebenswert macht.

Aus dem Französischen von Bettina Bach, btb 2023

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