„Vor allem Frauen“ von Connie Palmen


In diesem Buch sind Essays zur Würdigung von Schriftsteller*innen und Journalistinnen versammelt, die Connie Palmen stark, nachhaltig und positiv beeinflusst haben.

Sie schildert in jedem davon, wann und wieso sie auf diejenige stieß, bevor sie Biografisches erzählt und ihr Werk und ihre Persönlichkeit beurteilt. Dass dies streng subjektiv geschieht, ist in dieser Art von Autorinnen-Memoir natürlich selbstverständlich und lässt einen tiefen Blick nicht nur auf die Vorgestellten Personen sondern auch auf Connie Palmen selbst zu.

Vivian Gornick, Janet Malcolm  kannte ich gar nicht und war froh, diese intensiven Empfehlungen zu erhalten. Dabei fiel mir auf, dass viele von Palmens Vorbildern journalistisch Schreibende  waren, deren Buchveröffentlichungen sich überwiegend aus Essays und Non-Fiction zusammensetzten. Abgesehen von Virginia Woolf und Olivia Lang sind es intellektuelle Amerikaner*innen der Mittelschicht mit einem Faible für Freud und alle sind sie weiß. Das finde ich irgendwie enttäuschend, scheint sich die Autorin in ihren Vorbildern immer wieder selbst spiegeln oder wiederfinden zu wollen, blickt kaum über den Tellerrand hinaus, um sich inspirieren zu lassen. 

Und sie schreibt stets wertend, über das Äußere der Autorinnen und auch über den Schriftsteller, den sie liebt, Philip Roth, „ einen anstandslosen, lüsternen, sexsüchtigen, zwanghaft masturbierenden (…) durch und durch amerikanischen Schriftsteller.“ Ich teile diese Liebe nicht, obschon oder weil ich einiges von ihm gelesen habe. 

Und dann ist da noch der Text über das Lied „Lola“ und die Non-Binarität und Trans-Bewegung.

Hier nun konnte Palmen ihre sehr subjektive Meinung kaum mehr im Zaum halten, trotz verschleierndem  Intellektuellengeklapper über Kunst und Schein und Sein. Ich frage mich, warum sie überhaupt ihre Meinung dazu veröffentlichen muss, doch sie gibt die Antwort gleich selbst:

„Ich bin mit der Lust eines Scharfrichters behaftet und muss mir gehörig Mühe geben, nicht dogmatisch zu sein.“

Das macht sie mir nicht besonders sympathisch und sie bleibt mir fremd, diese Connie Palmen,erscheint nicht nahbar, wenig empathisch und erstaunlich konservativ, trotz anderweitiger Beteuerungen. Vielleicht liegt es aber auch am Alter, dass ich ihr in Vielem nicht folgen möchte oder kann.

Aus dem Niederländischen von Lisa Mensing, Diogenes 2024

Hinterlasse einen Kommentar

Erstelle eine Website wie diese mit WordPress.com
Jetzt starten